Der Rennfahrer Wolfgang Graf Berghe von Trips und die "Villa Trips" - eine Passion

Am 6. August 1961 besuchte ich mit meinem Vater den Großen Preis von Deutschland für Formel-1-Rennwagen auf dem Nürburgring. Ferrari-Pilot Wolfgang Graf Berghe von Trips kam damals hinter dem englischen Lotus-Fahrer Stirling Moss als Zweiter vor seinem amerikanischen Teamgefährten Phil Hill ins Ziel. Die Sympathie für Graf Trips, das begeisternde Rennen am „Ring“ und die Aussicht auf den Weltmeistertitel in der Königsklasse, den der Deutsche im nächsten Grand-Prix-Rennen im italienischen Monza hätte gewinnen können, führten mich zwei Wochen später zur Burg Hemmersbach bei Horrem. Hier nahe Köln, nur 30 Kilometer von unserem Wohnort Heimerzheim entfernt, wohnte Graf Trips. Ihn traf ich leider an diesem Tag nicht an. Das gewünschte Autogramm meines Idols schickte mir Tage später Elfriede Floßdorf zu, die Privatsekretärin des Ferrari-Piloten.

Der tragische Unfalltod von Wolfgang Graf Berghe von Trips am 10. September 1961 beim Großen Preis von Italien in Monza erschütterte mich zutiefst. Die Erinnerung an ihn hielt ich in meiner stetig wachsenden Sammlung – Fotos, Zeitungsartikel, Zeitschriften und Bücher – wach. Diese Kollektion übernahmen Ende der 1960er-Jahre die Eltern des tödlich verunglückten Rennfahrers.

Graf Trips vor dem Familiensitz

Graf Trips vor dem Familiensitz.

Wolfgang Graf Berghe von Trips auf Burg Hemmersbach

Wolfgang Graf Berghe von Trips auf Burg Hemmersbach.

Burg Hemmersbach in Horrem 20 km nordwestlich von Köln gelegen

Burg Hemmersbach in Horrem, 20 km nordwestlich von Köln gelegen.

In den 1970er- und 1980er-Jahren schrieb ich mehrere Artikel über Graf Trips und war an verschiedenen Trips-Ausstellungen – unter anderem am Nürburgring, in Bonn und in Bad Neuenahr-Ahrweiler – beteiligt. Anlässlich einer Ausstellung zum 60. Geburtstag des Rennfahrers am 4. Mai 1988 lernte ich im Rennsportmuseum des Nürburgrings Mitglieder der „Gräflich Berghe von Trips'schen Sportstiftung zu Burg Hemmersbach“ kennen und es ergab sich in der Folgezeit ein reger Gedankenaustausch. Wir sprachen unter anderem über die Rennsportkarriere des Grafen, sein Formel-Junior-Engagement, seine Pläne zur Nachwuchsförderung junger Rennfahrer und seine Initiativen zu einer besseren Verkehrssicherheit. Auch die Frage, wie man das Andenken an Wolfgang von Trips bewahren könnte, wurde damals intensiv diskutiert.

Noch zu Lebzeiten hatten die Eltern die „Gräflich Berghe von Trips'sche Sportstiftung zu Burg Hemmersbach“ zum Gedenken an ihren Sohn gegründet. Zweck der Stiftung war die Bewahrung des Andenkens an die Gräfliche Familie und die Unterstützung von mittellosen jungen Sportlern. Eduard Graf Berghe von Trips und seine Frau Thessa vermachten große Teile ihres Vermögens an die Stiftung.

Da ich mich bereits seit längerer Zeit für mein Idol Graf Trips engagierte, dessen Eltern persönlich kannte und zur früheren Mitarbeiterin des Rennfahrers, Elfriede Floßdorf, einen recht guten Kontakt hatte, geriet ich „in den Fokus“ von Reinold Louis, zu dieser Zeit Vorsitzender der Stiftung. Er bat mich, künftig für die Stiftung als ehrenamtlicher Mitarbeiter tätig zu sein.

Am 13. Juni 1991 wurde das neu erbaute Kommunikationszentrum der „Gräflich Berghe von Trips'schen Sportstiftung zu Burg Hemmersbach“ in Quadrath-Ichendorf, nahe Horrem, eröffnet. An der Gestaltung der Ausstellungsräume, die Graf Trips und seiner Familie sowie deren Vorfahren gewidmet waren, hatte ich bereits mitgewirkt.

Am 10. September 1991, zum 30. Todestag von Graf Trips, erschien der von Louis und mir verfasste Gedenkband „Wolfgang Graf Berghe von Trips – eine deutsche Rennfahrerkarriere“. Das Buch wurde in Anwesenheit von zahlreichen Medienvertretern und rund einhundert geladenen Gästen im Kommunikationszentrum der Trips-Stiftung vorgestellt.

Das Herrenhaus von Burg Hemmersbach

Das Herrenhaus von Burg Hemmersbach.

Kommunikationszentrum der Gräflich Berghe von Tripsschen Sportstiftung zu Burg Hemmersbach am Ortsrand von Kerpen Horrem 1991 2000

Kommunikationszentrum der "Gräflich Berghe von Trips'schen Sportstiftung zu Burg Hemmersbach" am Ortsrand von Kerpen-Horrem (1991 - 2000).

Ab 1992 konzipierte ich erste Ausstellungen mit folgenden Themenstellungen: Graf Berghe von Trips, Deutsche Rennfahrer, Michael Schumacher, Mercedes und Porsche sowie die Scuderia Ferrari.

Mit Unterstützung von Kuratoren einiger Automobil-Museen, Automobilia-Unternehmen und Fachjournalisten wurden für ein wesentlich größeres Trips-Museum verschiedene Motorsport-Sammlungen beschafft. Zu den Stücken für das von der Trips-Stiftung geplante Motorsport-Dokumentationszentrum (zu dem auch eine Rennsport-Bibliothek und ein Motorsport-Archiv gehören sollte) zählten beispielsweise Fachliteratur, Magazine und Zeitungen, Fotos, Filme, Reprints von Gemälden, Plakate, Programmhefte, Presseartikel, Presse-Infos und andere zeitgeschichtliche Gegenstände.

1997 wurde die Ausstellung „Graf Trips und Ferrari“ im Kommunikationszentrum der Trips-Stiftung eröffnet. 1998 entstand gemeinsam mit Reinold Louis und dessen Sohn Christoph das Buch „Trips – Erinnerungen an ein Idol“.

 

Im gleichen Jahr beschloss die Trips-Stiftung, von Quadrath-Ichendorf nach Kerpen-Horrem in die Parkstraße bei Burg Hemmersbach umzuziehen. Sie erwarb das zwischenzeitlich nicht mehr genutzte Verwaltungsgebäude des Immobilienunternehmens Herbert Hillebrand und kehrte 1999 somit nahe an den Trips'schen Ursprung zurück, zur Stammburg der Familie. Dort befand sich – in unmittelbarer Nähe zur Burg – der frühere Privatwohnsitz der Mutter des in Monza verunglückten Rennfahrers. Dieser Bungalow, erbaut in den Jahren 1971 bis 1973, wurde von 1973 bis 1978 allein von Gräfin Thessa (bis zu ihrem Tod am 28. Juni 1978) bewohnt. Ihr Mann, Eduard Reichsgraf Berghe von Trips, war am 12. März 1971 verstorben.

Zwei Jahre dauerte es, bis sämtliche Arbeiten und der Umzug aus dem früheren Kommunikationszentrum in das neu erworbene Gebäude abgeschlossen waren. Im Mai 2000 wurde die „Villa Trips – Museum für Rennsportgeschichte“ mit zahlreichen Gästen und Pressevertretern eröffnet. Kurze Zeit später wurde ich in den Stiftungsrat der „Gräflich Berghe von Trips'schen Sportstiftung zu Burg Hemmersbach“ berufen. Seit 2015 bin ich Stellvertretender Vorsitzender des Gremiums und Museumsleiter.

In den Jahren 2002 bis 2016 habe ich im Museum zusammen mit meiner Lebensgefährtin Juliane Klingele und zahlreichen Helfern mehrere Wechselausstellungen gestaltet, unter anderem:

  • Die Formel-1-Weltmeister
  • Deutsche Grand Prix-Piloten
  • Die Grand Prix-Rennen von Graf Trips 1957 bis 1961
  • Die Sportwagen-Weltmeisterschaft 1953 bis 1983
  • Porträt-Fotos von Dr. Benno Müller
  • Formel-1-Motive von Roger Gerhold
  • Formel-1-Fotos von Lukas T. Gorys
  • Formel-1-Rennwagen-Modelle 1950 bis 2010
  • Graf Trips-Plakat- und Titelbild-Motive
  • Reprints von Gemälden des Künstlers Walter Gotschke
  • „Graf Trips und Ferrari“
  • „Graf Trips und Porsche“
  • „Graf Trips und Mercedes“
  • „Graf Trips und die Formel Junior“

In der Sonderausstellung „Rheinische Rennfahrer“ wurden Exponate und persönliche Gegenstände von rund 60 Piloten vorgestellt, viele von ihnen unterstützten mich mit persönlichen Leihgaben. Michael Schumacher wurde ein besonderer Ausstellungsraum gewidmet. Diese Präsentation fand bundesweite Medienresonanz.

Aus finanziellen Gründen wurde das Museum am 31. Oktober 2017 geschlossen. Die Exponate des Museums aus dem Nachlass des Rennfahrers Graf Berghe von Trips und der Gräflichen Familie wurden in den letzten Jahren an vier neue Standorte verlagert und können jetzt im Rennsportmuseum des Nürburgrings, im Prototyp Museum Hamburg, auf der Wildenburg in Hellenthal sowie am neuen Sitz der Stiftung auf Schloss Loersfeld in Kerpen besichtigt werden.

Hier erfahren Sie mehr über diese neuen Standorte

Villa Trips museale Einrichtung der Trips Stiftung von 2000 bis 2017

"Villa Trips" - museale Einrichtung der Trips-Stiftung von 2000 bis 2017.

Graf Wolfgang Zimmer in der Villa Trips

Graf Wolfgang-Zimmer in der "Villa Trips".

Rennfahrer und Rennwagen Ausstellung in der Villa Trips 2016 bis 2017

Rennfahrer- und Rennwagen-Ausstellung in der "Villa Trips" (2016 bis 2017).

Villa Trips – Museum für Rennsportgeschichte

In Memoriam: Graf Berghe von Trips Trips Museum

Lokalzeit aus Köln Wiedereröffnung Graf Berghe von Trips Museum

Trips-Expositionen

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Das neue Domizil der Trips-Stiftung ist Schloss Loersfeld. Familiennachlass und Utensilien aus der Motorsportkarriere von Graf Trips sind auch im Automuseum Prototyp Hamburg, im ring°werk am Nürburgring und auf der Burg Wildenburg zu sehen.

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Wolfgang Graf Berghe von Trips

Trips 300

Wolfgang Alexander Graf Berghe von Trips, geboren am 4. Mai 1928 in Köln, aufgewachsen auf der väterlichen Burg Hemmersbach in Horrem, war der erste deutsche Rennfahrer, der nach dem Zweiten Weltkrieg einen Grand Prix gewann. Er siegte 1961 in Zandvoort/Holland …

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Der Rennsportfan

rennsportfan

Wer Details über den historischen Motorsport wissen will, der kann Jörg-Thomas Födisch fragen. Er ist ein wandelndes Lexikon und sein Privatarchiv in Deutschland und Europa wohl einzigartig. „Für mich hat der Rennsport einen großen Stellenwert“, sagt er. Gemeint ist Leidenschaft! …

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Ferrari 156 „Sharknose“

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Es gab einmal eine Zeit, in der sich die Konstruktionen der Rennställe gewaltig voneinander unterschieden. Heute gleichen sich in den Formel-Klassen die Boliden wie ein Ei dem anderen. Außergewöhnliche Fahrzeuge, wie etwa der Ferrari 156 „Sharknose“ der Jahre 1961 bis 1962 …

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Unvergessliche Große Preise

Unvergessliche Grands Prix

In den Jahren 1961 bis 2007 besuchte Jörg-Thomas Födisch mehr als 100 Läufe zur Automobil-Weltmeisterschaft. Er erlebte dabei Rennen, die in die Motorsport-Geschichte eingingen und sah Fahrer, die bereits zu Lebzeiten Legenden waren …

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Ferrari 156 „Sharknose“ Replika

F156 65 unpainted studio shot

Er bleibt für immer einer der schönsten Formel-1-Renner aller Zeiten, ein würdiger Weltmeisterwagen und für viele Fans auf tragische Weise mit dem Andenken an Wolfgang Graf Berghe von Trips verbunden. Kein einziges Original ist erhalten geblieben ...

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Graf Trips: Pionier des Kartsports

Trips Kart

Wolfgang Graf Berghe von Trips erwarb Anfang 1960 in Los Angeles ein Go-Kart und brachte es nach Deutschland. Er entwickelte die Idee, mit eigenen Mitteln und mit Unterstützung eines Automobilclubs sowie mehrerer befreundeter Firmen eine Kart-Rennstrecke zu bauen. …

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Graf Trips in der Formel 1

Trips Kart

Der Aufstieg von Wolfgang Graf Berghe von Trips vom Sport- und Tourenwagenfahrer in die Formel 1 dauert nur rund zwei Jahre: Von 1954 bis 1956 startet er auf Porsche und Mercedes, dann verpflichtet ihn Enzo Ferrari für die Königsklasse des Motorsports...

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Graf Trips, TCA und die Formel Junior

Trips TCA

Seit 1956 hatte Wolfgang Graf Berghe von Trips zum Renn- und Sportwagenbau in Italien intensiven Kontakt. So verfolgte er hautnah als Ferrari-Werksfahrer auch die Gründung der Formel Junior-Kategorie als Rennserie für italienische Nachwuchs-Piloten…

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Trips auf Titeln von Publikationen

Trips Titelseiten

Über die erfolgreiche Rennkarriere von Graf Berghe von Trips wurde in den Medien ausführlich berichtet. Das führte auch dazu, dass er auf zahlreichen Covern nationaler und internationaler Publikationen sowie mehreren Rennsportbüchern abgebildet wurde...

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In Beaulieu schlagen Oldie-Herzen hoch

Beaulieu

Eingebettet in der malerischen Naturlandschaft am Rand des National Parks befindet sich "Palace House", der Herrensitz des Auto-begeisterten Lord Montagu (1926 - 2015). Montagu, der die Veranstaltung 1967 ins Leben rief, stellt inmitten seines Areals zweimal im Jahr ...

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Trips: seine Sport- und Rennwagen

Trips Rennwagen

Innerhalb von acht Jahren pilotierte Wolfgang Graf Berghe von Trips zahlreiche Wettbewerbs-Fahrzeuge aus Stuttgart-Zuffenhausen, aus Stuttgart-Untertürkheim und aus Maranello. Trips gewann die deutsche Meisterschaft und die Europa-Bergmeisterschaft für Porsche ...

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