default_mobilelogo

 

Mehr als 200 Gäste und interessierte Besucher kamen am 6. Mai nach Schloß Loersfeld, um die Recreation des Ferrari 156 „Sharknose“ zu bewundern. Anlässlich des 95. Geburtstages von Wolfgang Graf Berghe von Trips am 4. Mai 2023 präsentierte die Trips'sche Sportstiftung das weltweit einzige Modell mit originalem 120°-Motor und Getriebe. Der bekannte amerikanische Historic-Rennfahrer Jason Stuart Wright hat in rund vier Jahren beim renommierten Restaurations-Unternehmen Setford & Company in Droxford (GB) dieses Ferrari-Modell, eine komplette Sharknose-Replika mit einem 65°-Triebwerk und den berühmten Ferrari 246SP-Sportwagen nachbauen lassen. Mit dem 246er (Fahrgestellnummer 0790) gewann Graf Trips am 30. April 1961 zusammen mit dem belgischen Grand Prix- und Langstreckenpiloten Olivier Gendebien die Targa Florio auf Sizilien. Im gleichen Fahrzeug, nur leicht modifiziert, siegten Phil Hill und Gendebien im ADAC-1000-Kilometer-Rennen 1962 auf dem Nürburgring.

Der 156er erlangte weltweit als "Sharknose" Legenden-Status wegen des eigenwilligen Kühleinlasses, der den zeitlos eleganten Rennwagen zum berühmtesten aller Formel-1-Ferrari machte. Es bedurfte schon der fahrerischen Genialität von Stirling Moss, um Ferrari in der Grand Prix-Saison 1961 an einem kompletten Durchmarsch zu hindern. Moss triumphierte auf seinem Lotus in Monte Carlo und auf dem Nürburgring. Ferrari-Pilot Wolfgang von Trips siegte in Zandvoort und Aintree, sein Teamgefährte Phil Hill, der spätere Weltmeister, in Spa-Francorchamps und Monza. Ferrari-Neuling Giancarlo Baghetti gelang Einmaliges: Er gewann die ersten drei seiner Formel-1-Rennen, die nicht zur Automobil-Weltmeisterschaft zählenden Rennen von Syrakus und Neapel, dann den Großen Preis von Frankreich in Reims, nach einer atemberaubenden Windschattenschlacht mit Dan Gurney im Porsche. Zum letzten WM-Lauf in Amerika trat Ferrari nicht mehr an. Voraus gegangen war der tödliche Unfall von Wolfgang Graf Berghe von Trips beim 7. WM-Lauf, dem Großen Preis von Italien am 10. September in Monza.

Im Südflügel von Schloß Loersfeld eröffnete der Vorsitzende der "Gräflich Berghe von Trips'schen Sportstiftung zu Burg Hemmersbach, Jürgen Schneider, die Veranstaltung. Schneider begrüßte zahlreiche Repräsentanten aus Politik, Wirtschaft, Industrie, Vorstandsmitglieder der Scuderia Colonia, den Präsidenten des Porsche Clubs Monasteria Münster, Manfred Schmale, frühere Go-Kart-Rennfahrer und die Vertreter der Presse. Prof. Dr.-Ing. Frank Herrmann, Fakultät für Fahrzeugsysteme und Produktion, IFK, Köln, erläuterte die Technik des Ferrari 156 Sharknose. Er ging detailliert auf das 1,5-Liter-V6-Triebwerk ein, das im ersten Ferrari mit einem Mittelmotor zum Einsatz kam. Technik-Chef Carlo Chiti, so Prof. Herrmann, konstruierte das Auto, das bei knapp 1,5 Liter Hubraum 190 PS bei 9500/min. leistete. Das Aggregat war extrem tief im Fahrgestell eingebaut, was den Schwerpunkt des gesamten Wagens positiv beeinflusste. In der ersten Ausführung hatte der Motor einen Zylinderbankwinkel von 65°, im weiteren Verlauf der Bauzeit jedoch im Interesse eines noch tieferen Schwerpunkts einen Winkel von 120°. Außerdem kam dieser größere Winkel dem Einbau unterschiedlicher Vergaser und eventuell auch einer Einspritzanlage entgegen. Die 65°-Version hatte einen Hubraum von 1484 cm³ (Bohrung 73 mm, Hub 59,1 mm) gegenüber der 120°-Version mit auf 58,8 mm verringertem Hub und 1476,6 ccm. Hinter dem Motor war ein Fünfgang-Schaltgetriebe Ferrari Type 543/C eingebaut, 1962 wurde der Wagen mit einem Sechsganggetriebe ausgerüstet.

Dieter Streve-Mülhens, Gentleman-Driver, Graf Trips-Freund und Motorsport-Historiker, erinnerte sich als Zeitzeuge an die Rennsport-Karriere von Graf Trips. Auch Inge Wulff, damalige Weggefährtin des Grafen steuerte nette Episoden aus ihrer Bekanntschaft mit Trips bei. Neben der Präsentation des Ferrari stand die Geschichte des nordrhein-westfälischen Kart-Sports, beginnend 1965 in Horrem, im Mittelpunkt der Veranstaltung. Moderator Gregor König sprach mit Zeitzeugen des Kart-Sports und stellte deren Fahrzeuge vor. Horrem wurde damals Deutschland-weit bekannt, als von 1963 bis 1965 auf gräflichem Terrain ein Rennkurs gebaut wurde und die ersten Kart-Rennen in Deutschland stattfanden.

1980 entstand in Manheim ein neuer Kurs mit dem Namen "Erftlandring". Bereits 1981 kam ein Europameisterschaftslauf zur Ausschreibung und in den Folgejahren wurde die Anlage international bekannt und beliebt. Infolge dessen starteten dort zahlreiche junge Kart-Fahrer, die später Automobil-Weltmeister, Grand Prix-Sieger oder bekannte Touren- und Sportwagenrennfahrer wurden, so z.B. Ayrton Senna, Michael Schumacher, Mika Häkkinen, Nico Rosberg, Sebastian Vettel sowie Ralf Schumacher, Heinz-Harald Frentzen, Nick Heidfeld, Gary Paffett, Paul di Resta, Paul Tracy, Robert Kubica und viele mehr.

Den Schlusspunkt der Veranstaltung bildete die Vorstellung der erweiterten Neuauflage des Buches "Trips - Erinnerungen". Fast viermal so stark wie der 1. Band, im edlen Schmuck-Schuber und umfassend überarbeitet, präsentiert sich die Neuauflage der „Erinnerungen“ an den „Gentleman-Racer“ und Beinahe-Formel-1-Weltmeister Wolfgang Graf Berghe von Trips. Nicht zum ersten Mal hat sich Trips-Kenner Jörg-Thomas Födisch mit dem Rheinländer auseinandergesetzt. Nachdem die 1. Auflage der „Erinnerungen“ innerhalb weniger Tage vergriffen war, haben er und Jürgen Schneider eine erheblich – um 228 Seiten – erweiterte 2. Edition zusammen mit PROVA herausgebracht. Die beiden Verfasser haben die Aussagen von noch mehr Zeitzeugen und Wegbegleitern des schnellen Grafen gesprochen und allerhand zutage gefördert, das so noch nicht erzählt wurde.

Graf Trips kam 1961 in Monza tragisch ums Leben. Er war das Aushängeschild des deutschen Motorsports nach dem Zweiten Weltkrieg und brachte der jungen Bundesrepublik eine Menge Sympathien ein. So lange seine kurze und stürmische Karriere auch her ist, bis heute erinnert man sich an den Rheinländer als an einen der ganz Großen des Rennsports. Die „Erinnerungen“ stammen von Weggefährten von Trips‘, Rennfahrerkollegen, Journalisten und Zeitgenossen, darunter Hans Herrmann, Herbert Linge, David Piper, Peter Falk, Jochen von Osterroth und Hans August Stausberg, Hartmut Lehbrink, Hannelore Werner sowie Jason Stuart Wright. So ist eine sehr persönliche Annäherung an Trips entstanden, die viele Facetten seiner Persönlichkeit und seiner Vita noch besser verstehen lässt.

  • 23-sharknose_loersfeld-003
  • 23-sharknose_loersfeld-005
  • 23-sharknose_loersfeld-007
  • 23-sharknose_loersfeld-008
  • 23-sharknose_loersfeld-010
  • 23-sharknose_loersfeld-012
  • 23-sharknose_loersfeld-019
  • 23-sharknose_loersfeld-022
  • 23-sharknose_loersfeld-023
  • 23-sharknose_loersfeld-025
  • 23-sharknose_loersfeld-027
  • 23-sharknose_loersfeld-030
  • 23-sharknose_loersfeld-034
  • 23-sharknose_loersfeld-038
  • 23-sharknose_loersfeld-041
  • 23-sharknose_loersfeld-045
  • 23-sharknose_loersfeld-047
  • 23-sharknose_loersfeld-050
  • 23-sharknose_loersfeld-052
  • 23-sharknose_loersfeld-053
  • 23-sharknose_loersfeld-055
  • 23-sharknose_loersfeld-057
  • 23-sharknose_loersfeld-059
  • 23-sharknose_loersfeld-069
  • 23-sharknose_loersfeld-070
  • 23-sharknose_loersfeld-073
  • 23-sharknose_loersfeld-080
  • DSC_2308
  • DSC_2315
  • DSC_2316
  • DSC_2317
  • DSC_2332

 

Trips-Expositionen

Loersfeld 300

Das neue Domizil der Trips-Stiftung ist Schloss Loersfeld. Familiennachlass und Utensilien aus der Motorsportkarriere von Graf Trips sind auch im Automuseum Prototyp Hamburg, im ring°werk am Nürburgring und auf der Burg Wildenburg zu sehen.

Hier erfahren Sie mehr...

Wolfgang Graf Berghe von Trips

Trips 300

Wolfgang Alexander Graf Berghe von Trips, geboren am 4. Mai 1928 in Köln, aufgewachsen auf der väterlichen Burg Hemmersbach in Horrem, war der erste deutsche Rennfahrer, der nach dem Zweiten Weltkrieg einen Grand Prix gewann. Er siegte 1961 in Zandvoort/Holland …

Hier erfahren Sie mehr...

Der Rennsportfan

rennsportfan

Wer Details über den historischen Motorsport wissen will, der kann Jörg-Thomas Födisch fragen. Er ist ein wandelndes Lexikon und sein Privatarchiv in Deutschland und Europa wohl einzigartig. „Für mich hat der Rennsport einen großen Stellenwert“, sagt er. Gemeint ist Leidenschaft! …

Hier erfahren Sie mehr...

Ferrari 156 „Sharknose“

f156 300 o

Es gab einmal eine Zeit, in der sich die Konstruktionen der Rennställe gewaltig voneinander unterschieden. Heute gleichen sich in den Formel-Klassen die Boliden wie ein Ei dem anderen. Außergewöhnliche Fahrzeuge, wie etwa der Ferrari 156 „Sharknose“ der Jahre 1961 bis 1962 …

Hier erfahren Sie mehr...

Unvergessliche Große Preise

Unvergessliche Grands Prix

In den Jahren 1961 bis 2007 besuchte Jörg-Thomas Födisch mehr als 100 Läufe zur Automobil-Weltmeisterschaft. Er erlebte dabei Rennen, die in die Motorsport-Geschichte eingingen und sah Fahrer, die bereits zu Lebzeiten Legenden waren …

Hier erfahren Sie mehr...

Ferrari 156 „Sharknose“ Replika

F156 65 unpainted studio shot

Er bleibt für immer einer der schönsten Formel-1-Renner aller Zeiten, ein würdiger Weltmeisterwagen und für viele Fans auf tragische Weise mit dem Andenken an Wolfgang Graf Berghe von Trips verbunden. Kein einziges Original ist erhalten geblieben ...

Hier erfahren Sie mehr...