Bernard und Paul-Henri Cahier

Gebrueder Cahier

Bernard und Paul-Henri Cahier.

Der Club ehemaliger Grand-Prix-Fahrer nahm ihn als Ehrenmitglied auf, der frühere argentinische Weltmeister Juan Manuel Fangio war ein guter Nachbar, Spaniens König Juan Carlos zählte zu seinen Freunden. „Er kannte jeden und jeder kannte ihn.“ So beschrieb einmal ein Fachmagazin den französischen Fotografen Bernard Cahier, der als der Bildchronist der legendären 1950er- und 1960er-Jahre der Formel 1 gilt. Gemeinsam mit seinem Sohn Paul-Henri gründete „BC“ – so nannte ihn die Rennsportszene – später das Cahier-Archiv. Es ist das einzige Archiv dieser Art, das auf rund 400.000 Bildern die spannenden Episoden aller Formel-1-Weltmeisterschaften festgehalten hat. Paul-Henri trat später in die Fußstapfen seines Vaters und wurde zu einem der besten Fotografen der modernen Formel.

Bernard Cahier wurde am 20. Juni 1927 in Marseille geboren. Während des Krieges nahm er als Freiwilliger an der Befreiung seines Landes vom Naziterror teil. Nach Kriegsende arbeitete er zunächst im Ausland im Import- und Exportgeschäft und knüpfte dort erste Kontakte zur Rennsportwelt. Seine Karriere als Journalist und Motorsportfotograf begann 1952 nach der Rückkehr aus den USA. Von Anfang an zählten bekannte nationale und internationale Fachmagazine zu den Auftraggebern des Franzosen. 1968 gründete Cahier die „International Racing Press Association“, eine Vereinigung, der bald rund 140 Journalisten angehören sollten.

Der Bildjournalist nahm selber an etlichen Motorsportveranstaltungen aktiv teil. Er fuhr im amerikanischen Sebring, startete bei der Mille Miglia und gewann einmal zusammen mit dem französischen Ski-Idol Jean-Claude Killy bei der Targa Florio in der GT-Klasse.

Bernard Cahier starb am 10. Juli 2008. Er hat der Nachwelt mit seinen Erinnerungen „Leben eines Motorsport-Fotografen“ Eindrücke von der „guten alten Rennsportzeit“ hinterlassen. Sein Buch handelt von einer Ära, in der noch „Gentleman-drivers“ am Volant saßen. Diese Jahre hatten aber auch ihre tragischen Momente. Rennsport war eine gefährliche Angelegenheit – die Liste tödlich verunglückter Fahrer ist lang. „Die Grand-Prix-Familie musste mehr als einmal eng zusammenrücken und sich Trost spenden“, schrieb Cahier. „Schon bald aber musste die Show weitergehen!“

Bei seinem Aufenthalt in den USA lernte Cahier zwei Rennfahrer kennen, mit denen er eine lebenslange Freundschaft pflegen sollte: Phil Hill und Richie Ginther. Beide fuhren später Rennen für die Scuderia Ferrari. Als er nach Europa zurückkehrte, war an seiner Seite Juan Updike aus Long Beach – der Franzose und die Amerikanerin hatten im Jahr zuvor geheiratet. Nach der Ankunft in seiner Heimat wurde Cahier sofort für den neuen Auftraggeber, ein amerikanisches Wochenblatt, tätig. Regelmäßig berichtete er über den europäischen Motorsport.

Bei seinem ersten Einsatz mit Kamera an der Rennstrecke traf der Youngster die französischen Rennfahreridole jener Tage: Robert Manzon, Jean „Jeannot“ Bebra und Maurice Trintignant. Schon nach kurzer Zeit gehörte Cahier mit zum „Clan“. „Manchmal luden mich die Fahrer ein, am Abend mit ihrem Team zu essen“, berichtete der Fotograf in seinen Memoiren. „Heute unvorstellbar, bei den Presse-Hundertschaften rund um die Formel 1. Aber damals waren wir ja höchstens 20 Medienleute, die mit auf die große Grand-Prix-Tour gingen – alles war sehr familiär“.

Wie unverkrampft das Verhältnis zwischen Sportlern und Presseleuten damals war, verrät eine kleine Geschichte mit Juan Manuel Fangio. Cahier erinnert sich in seinem Buch noch genau – es war 1957, das unvergessliche Rennen des Argentiniers am Nürburgring: „Ich durfte Fangio nach dem WM-Lauf in seinem Zimmer im Sporthotel am Ring besuchen“, so der Autor. „Er lag erschöpft auf dem Bett und meinte nachdenklich, dies sei das schwerste Rennen seines Lebens gewesen. Und lachend fügte er hinzu, Mike Hawthorn hinter ihm habe die ganze Breite der Piste gebraucht, um dranzubleiben. Beim Blick in den Rückspiegel habe es immer so ausgesehen, als ob der Engländer in jeder Kurve gleich einen Unfall haben müsste.“

Ein Jahr später, 1958, begegneten sich Cahier und der fünfmalige argentinische Weltmeister erneut. Es war beim Großen Preis von Frankreich in Reims. Hier erfuhr der Fotograf einmal mehr etwas über das faire, ja ritterliche Verhalten der damaligen Formel-1-Piloten. „Hawthorn, der später diesen Grand Prix gewinnen sollte, sah während des Rennens, dass Fangio Probleme mit dem Motor hatte und verlangsamte. Er wollte den großen alten Meister des Lenkrades nicht überrunden. Ein Akt wahrer Großherzigkeit.“

Die Kameradschaft unter den Formel-1-Fahrern der 1950er- und 1960er-Jahre war so selbstverständlich, dass Bernard Cahier in seinen Lebenserinnerungen nur positive Eindrücke schildern konnte (und manchmal auch Skurriles). „Der deutsche Rennfahrer Karl Kling beispielsweise blieb am liebsten immer alleine. Natürlich gab es da die Sprachbarriere. Aber der Fahrer der berühmten Silberpfeile von Mercedes-Benz war von Natur aus ein Einzelgänger, wollte kein Mitglied der Gruppe sein. Hermann Lang hingegen war ein richtiger Schwabe, offen für Kontakte und immer bereit, mit einem ein Gläschen zu trinken.“

Maurice Trintignant, Juan Manuel Fangio, Alberto Ascari, Giuseppe „Nino“ Farina, Felice Bonetto, Roberto Mieres, Luigi Villoresi, Peter Collins, Mike Hawthorn, Stirling Moss, Wolfgang Graf Berghe von Trips – Cahier hatte sie alle gekannt und konnte deshalb „Rennsportgeschichten aus Tausendundeiner Nacht“ erzählen …

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