Einer der renommiertesten Motorsportfotografen feierte im Februar 2020 seinen 80. Geburtstag. Ferdi Kräling, der Bildreporter aus dem nordrhein-westfälischen Winterberg im Sauerland, hat in seiner aktiven Zeit von 1963 bis 2005 mehr als 2000 Motorsportveranstaltungen besucht, davon rund 500 Formel-1-Läufe. Das Gesamtergebnis eines langen Berufslebens ist mehr als beeindruckend: Das Motorsport-Bildarchiv Kräling besteht aus etwa 1,5 Millionen Motiven, der Großteil des Schatzes inzwischen aus der analogen Bildwelt in die digitale übertragen.
Aus der aktiven Berichterstattung hat sich Ferdi Kräling inzwischen ganz zurückgezogen. Sein Geschäft, die Motorsport-Bildagentur Kräling in Winterberg-Sieglinghausen, leitet nun mit Erfolg sein Sohn Bodo. Dieser war es auch, der im Unternehmen die Umstellung von der analogen auf die digitale Fotografie eingeleitet hatte.
Im Mai 2009 erschien in der „Westfalenpost“ ein Porträt über den bekannten Fotografen. Dort heißt es über die ersten Schritte Krälings in der Welt des Motorsports: „Ferdi Kräling arbeitet Anfang der 1960er-Jahre im elterlichen Fotogeschäft, lichtet Kinder, Hochzeiten und Landschaften ab. Doch das sei kein Vergleich zu dem Gefühl, mit dem Objektiv an der Rennstrecke zu stehen. ,Da packt einen das Rennfieber. Der Geruch, das Heulen der Motoren, die Schnelligkeit – da bildet sich Gänsehaut.‘ Auf eigene Kappe fährt der junge Mann zu den Rennen, reist jede Woche in ein anderes Land und kämpft sich mit einer List bis in die Fahrerlager vor. Im Druckereibetrieb seines Onkels fertigt er sich Briefbögen der ,Presseagentur Kräling‘ an. Eine Agentur, die es nicht gibt. Dennoch bilden die Bögen für Kräling das Tor zur Rennwelt. ,Jetzt war ich wer, obwohl ich noch nichts war“, erzählt er rückblickend.“
Ferdi Kräling fotografierte neben den Formel-1-Rennen auch die Sportwagen- und Rallye-Weltmeisterschaften. Außerdem war er auch immer wieder in anderen Formel-Klassen vor Ort oder mit seinen Kameras auf Bilderjagd bei der Deutschen Rennsport-Meisterschaft (kurz DRM; von 1972 bis 1985 die wichtigste deutsche Automobilrennsportserie) und der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM; eingestellt 1996 – Nachfolger ist seit 2000 das als Serie ausgetragene Deutsche Tourenwagen-Masters). Darüber hinaus machte er sich auch einen Namen als Herausgeber von Büchern, Kalendern und Mitorganisator von Ausstellungen. In Marburg beispielsweise gestaltete er 2018 mit seinen Fotos eine Sonderausstellung über das deutsche Formel-1-Idol Michael Schumacher.
Der ehemalige Sportjournalist, Streckensprecher, Motorsport-Kommentator und Amateur-Rennfahrer Rainer Braun (wie Ferdi Kräling Jahrgang 1940) veröffentlichte im Jahr 2000 gemeinsam mit dem Fotografen den Bildband „Momentaufnahmen – eine Zeitreise durch 75 Jahre Ford Motorsport in Deutschland“. Über seinen langjähriger Freund sagt Braun: „Ferdi Kräling gehört zu jener alten Garde deutscher Motorsport-Fotografen, die sich mit ihren Bildern weltweit einen guten Ruf erarbeitet haben. Ob Julius Weitmann, Bernard Cahier, Hans-Peter Seufert, Rainer W. Schlegelmilch, Dr. Benno Müller, Horst H. Baumann, Wolfgang Wilhelm oder eben Ferdi Kräling – sie alle gelten als wahre Künstler und haben im Laufe ihrer großen Zeit faszinierende Bilder an den Rennstrecken geschossen.“