Günther Molter

Guenter Molter

Günther Molter.

Günther Molter, am 8. Juni 1920 in Landau/Pfalz geboren, war Fach-Journalist, Chefredakteur und Autor zahlreicher Motorsportbücher. Schon als Jugendlicher begeisterte er sich für den Nürburgring und die damaligen Rennfahrer Rudolf Caracciola, Christian Werner, Manfred von Brauchitsch, Adolf Rosenberger und Otto Merz. 1935 sah Molter sein erstes Rennen auf der Norschleife des Nürburgrings. Er erinnerte sich: "Stunden verbrachte ich am Forsthaus St. Hubertus in Nürburg, wo die Rennmannschaft von Daimler-Benz stets ihr Quartier hatte. Ich verfolgte jeden Handgriff der Monteure, die dort unter freiem Himmel an den Grand Prix-Wagen arbeiteten. Über allem lag der Duft des Rennkraftstoffes, der nach bitteren Mandeln roch."

Als Journalist, Buchautor und später als Pressechef bei Daimler-Benz lernte Günther Molter alle Facetten des Motorsports kennen. Sein Interview 1962 mit Soichiro Honda wurde weltweit veröffentlicht. Die exklusive Vereinigung "The Guild of Motoring Writers" würdigte Molters publizistisches Lebenswerk mit dem "Friend of the Guild". Günther Molter war im Januar 1948 in den gerade gegründeten Motor Presse Club (MPC) als damals jüngstes Mitglied aufgenommen worden. Als der MPC im September 2013 bei seinem traditionellen IAA-Abend sein 65-jähriges Bestehen feierte, wurde Günther Molter für 65 Jahre Mitgliedschaft geehrt. Er war, wie Rolf Heggen, damaliger Vorsitzender des Motor Presse Clubs Deutschland e.V., sagte, der Prototyp eines typischen MPC Mitglieds, wenn man den in der Branche sehr geläufigen technischen Begriff in seiner ursprünglichen Bedeutung "Urbild und Inbegriff" versteht. Nach der überaus eindrucksvollen Laudatio von Prof. Dr. Bernd Gottschalk vor 225 Gästen im Festsaal des Frankfurter Marriott Hotels gab es minutenlang Standing Ovations für das MPC Ehrenmitglied. Auch VDA-Präsident und MPC Mitglied Matthias Wissmann würdigte mit von großem Respekt getragenen Worten den Clubkollegen. Vor dem festlichen IAA-Abend hatte MPC Mitglied Frank Breitsprecher seine Erinnerungen an seinen langjährigen Freund und Wegbegleiter im MPC Magazin 2-2013 veröffentlicht.

Hommage an Günther Molter, MPC-Mitglied seit 1948

Wir schreiben das Jahr 1947. Im Dezember desselben Jahres erfährt ein 27jähriger Journalist von der Gründung des Motor Presse Clubs (MPC). Er ist angetan von der Idee, dass sich Motorjournalisten, Vertreter der Motorsportverbände und Sprecher einer sich nach dem Krieg wieder langsam entwickelnden Autoindustrie zusammen geschlossen haben in dem Wunsch, Probleme gemeinsam zu lösen, sich zu verstehen und zu helfen, aber auch um einen Beitrag zu allen Fragen der Automobiltechnik und der Verkehrssicherheit zu leisten.

Der junge Journalist heißt Günther Molter. Er beschließt, Mitglied im MPC zu werden; sein Aufnahmeantrag trägt das Datum vom 1. Januar 1948. Auch wenn die Zahl 65 nicht zu den klassischen Jubiläumsereignissen zählt, im Jahr 2013 kreist beim MPC alles um die magische Zahl 65: Unser Club ist 65 Jahre alt, in Erfurt fand die 65. Mitgliederversammlung statt, Frankfurt/Main ist Gastgeber der 65. IAA-Pkw und Günther Molter, der im Juni seinen 93. Geburtstag beging, ist seit 65 Jahren MPC-Mitglied. Grund genug, unserem ältesten Mitglied einige Zeilen zu widmen, die sein Lebenswerk würdigen.

Günther Molter hat sich schon als Jugendlicher für den Motorsport begeistert. So ging er im Alter von 15 Jahren mit seinem Fahrrad von seinem Pfälzer Wohnort auf große Tour: Er wollte unbedingt den Nürburgring kennenlernen und dort die Mercedes-Mechaniker bei ihrem Einsatz beobachten. Nach Abschluss des Gymnasiums in seiner Geburtsstadt Landau folgten Stationen beim Reichsarbeitsdienst und bei der Luftwaffe. Nach dem Krieg fand er zunächst Arbeit bei den Amerikanern in Heidelberg, doch bald überwog die Freude am Schreiben und er konzentrierte sich ganz auf die journalistische Tätigkeit. Somit war der Weg zum MPC nur allzu logisch, denn Motor- und Rennsport war Molters Passion.

1952 erfüllte sich Günther Molter einen Traum; jetzt musste er nicht „nur“ über Motorsport schreiben, er konnte sogar bei dem sportlichen Ereignis mitwirken. Bei der Carrera Panamericana Mexico im November 1952 unterstützte er als Assistent den legendären Mercedes-Rennleiter Alfred Neubauer. Und er festigte seine Verbindung zum Motorpresse-Verlag, Stuttgart, sowie zu dessen Gründer und Verleger Paul Pietsch, dem er freundschaftlich verbunden war. Molter wurde Sportredakteur bei auto motor und sport und Chefredakteur der Flug-Revue.

1973 wechselte Günther Molter in die Industrie, sein Kürzel GüMo war inzwischen zu einem Markenzeichen geworden. Daimler-Benz Vorstandsmitglied Heinz Schmidt, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit und Wirtschaftspolitik, übertrug ihm die Leitung der Mercedes-Presseabteilung als Nachfolger von Artur Keser. Der Zufall wollte es, dass Heinz Schmidt mich nahezu zum selben Zeitpunkt vom Institut der deutschen Wirtschaft, Köln, zur Verstärkung der Wirtschaftspresseabteilung nach Stuttgart holte. So kreuzten sich unsere Wege zum ersten Mal und es ist nicht übertrieben festzustellen: GüMo und ich waren uns von Anfang an in Sympathie verbunden, und nicht nur deshalb, weil wir mit der Pfalz und seiner Heimatstadt Landau ein gemeinsames Thema hatten.

Für mich war der Pressechef Molter ein Lichtblick in der Abteilung. Bei meinen bisherigen beruflichen Positionen konnte ich ziemlich frei und selbständig arbeiten. Molter lebte dies auch im Unternehmen vor. Kraft seines großen Ansehens in der Fachwelt konnte er es sich leisten, auch im Unternehmen die Haltung des freien unabhängigen Journalisten beizubehalten. Er war nicht verbissen wie andere, ließ sich nicht verbiegen, trug den Mercedes-Stern nicht auf der Stirn, wirkte nach außen so viel überzeugender als manch anderer in der Abteilung und gewann auf diese Weise viel Sympathie für Daimler-Benz.

In Fragen der Wirtschaftspresse schätzte Molter meinen Rat. Da ist mir noch folgende Begebenheit in Erinnerung. Häufig rief er mich über seine direkte Telefonverbindung zu sich, wenn es galt, entsprechende Notizen oder Entwürfe für den Vorstand zu verfassen. An seiner Tür stellte er die Lampe auf „Rot“. Sie signalisierte: niemand solle ihn stören. Nun öffnete er die Schranktür und holte – ganz Journalist wie in früheren Zeiten – seine Reiseschreibmaschine hervor und begann die Tasten zu betätigen. Molter war es auch, der mir den Kontakt zu den Motorjournalisten eröffnete, indem er mir Verantwortung übertrug bei Veranstaltungen zum Genfer Autosalon oder bei der Präsentation neuer Fahrzeugmodelle. Für meine spätere Tätigkeit waren dies wichtige Erfahrungen.

Bei allem Glanz, in dem das Vorzeige-Unternehmen Daimler-Benz erstrahlte, in den 70er Jahren machte es auch schwierige Zeiten durch. Für die Pressearbeit unter der Leitung von Günther Molter bedeutete dies Hochbetrieb. Im Oktober 1973 drosselten die arabischen Länder die Öllieferungen mit empfindlichen Folgen für die Wirtschaft und die Autoindustrie.

Kaum hatte sich diese Krise beruhigt, wurde Daimler-Benz in neue Aufregung versetzt. Eine Änderung der Aktionärsstruktur kündigte sich an: Die Familie Quandt veräußerte im November 1974 ihr Aktienpaket in Höhe von 14 Prozent an Kuwait und im Januar 1975 wollte der Großaktionär Flick 39 Prozent an den Iran, damals noch regiert vom Schah, verkaufen. Weitsichtig übernahm die Deutsche Bank 29 Prozent, zehn Prozent blieben bei Flick. In dieser Zeit löste in der PR-Abteilung eine Sitzung die nächste ab. Das schwäbische Musterunternehmen plötzlich in arabischer Hand? Deutsche Wertarbeit von arabischen Eigentümern? Da galt es für Molter und seine Mannschaft, die “Identität des Unternehmens“ herauszuarbeiten, zu betonen, wo die Wurzeln liegen.

Molter steuerte seine Abteilung souverän durch diese schwierigen Jahre des Unternehmens, das 1977 mit der Entführung und Ermordung seines beliebten Vorstandsmitglieds Hanns-Martin Schleyer einen weiteren Schlag hinnehmen musste. Als ich 1980 das Angebot erhielt, bei Bosch die Leitung der Presseabteilung zu übernehmen, trennten sich unsere Wege. Er war mir auch bei diesem für mich wichtigen Schritt ein guter Ratgeber, und wir blieben freundschaftlich verbunden, nicht zuletzt über den MPC.

Wer immer mit Günther Molter zu tun hatte, schätzte nicht nur sein gründliches Fachwissen, sondern auch sein freundschaftliches Zugehen, seine Offenheit und Aufrichtigkeit. Bezogen auf die Rennsportgeschichte, den Motorsport, die Historie von Mercedes und der Fahrzeuge kann ihm wohl keiner das Wasser reichen. Da wundert es auch nicht, dass er in seinem Journalistenleben an die zehn Bücher geschrieben oder mit verfasst hat: zum Beispiel über die Rennsportgrößen Rudolf Caracciola, Jack Brabham, Juan Manuel Fangio, über den Unternehmer Ferry Porsche und über das Mercedes-Werk Sindelfingen.

Schwer einzuordnen, dieser Günther Molter, unser ältestes MPC-Mitglied! Kein Kommunikationsmanager neueren Zuschnitts mit Zuständigkeit für Markenkommunikation, Nachhaltigkeit und was es sonst noch gibt, sondern ein Pressechef, der Journalist geblieben ist, der überzeugen und nicht überreden wollte, der wusste, im Gespräch mit den Medien sind Geradlinigkeit und Glaubwürdigkeit das höchste Gut.

Über den großartigen Fahrer Juan Manuel Fangio schreibt Günther Molter am Schluss seines Buches: „Man sollte ihn nicht mit anderen messen. Man kann ihn schwerlich klassifizieren, denn er ist eben Juan Manuel Fangio. Und der existiert nur einmal.“

Wer wie ich mit Günther Molter mehr als sechs Jahre zusammen gearbeitet hat und eine langjährige Freundschaft pflegt, darf es sich wohl erlauben, in diesem von ihm formulierten Fazit “ Fangio“ durch“ GüMo“ zu ersetzen.

Günther Molter, langjähriger Pressechef im Daimler-Konzern, ist am 8. April 2016 im Alter von 95 Jahren gestorben.

Frank Ulrich Breitsprecher

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