Heinz Prüller

Rolf Schepp

Heinz Prüller.

Mitte der 1960er Jahre fiel mir der österreichische Formel-1-Reporter Heinz Prüller durch seine spannenden Rennberichte und seine Biographie über Jochen Rindt (Titel: "Einer von Ihnen") auf. Prüllers Background-Infos aus der Welt der Grands Prix faszinierten mich.

Ich lernte Prüller 1968 beim legendären Regen- und Nebel-Grand Prix auf dem Nürburgring kennen. Ein Jahr später, in den Trainingspausen zum deutschen Formel-1-WM-Lauf, fotografierte ich ihn mehrmals an den Lotus-Boxen zusammen mit Jochen Rindt, Graham Hill und Mario Andretti. Rindt und Hill fuhren den Lotus 49B, Andretti, erstmals bei einem Formel-1-WM-Rennen auf der Nordschleife am Start, pilotierte den allradgetriebenen Lotus 63. Mit dabei war auch Nina Rindt, die als Zeitnehmerin an den Boxen fungierte und durch ihr extravagantes Outfit großes Aufsehen erregte - besonders bei der Schar der Journalisten, Presse-Fotografen und Film-Teams. Nach dem Großen Preis von Deutschland bat mich Prüller um Fotos, die ich von ihm zusammen mit Jochen und Nina Rindt gemacht hatte. Von da an hatte ich häufig Kontakt zu ihm, vor allem bei zahlreichen Großen Preisen zur Weltmeisterschaft.

Prüller, der seit 1971 seine erfolgreiche Jahrbuchreihe "Grand Prix" veröffentlichte, war im Laufe der Jahre auch an Informationen über Wolfgang Graf Berghe von Trips interessiert, die ich ihm gern besorgte. Jahre später revanchierte sich Prüller: Er stellte mir für das Buch "Trips - Erinnerungen" einen Beitrag zur Verfügung, den er über die Saison 1961 mit dem Duell von Graf Trips gegen Phil Hill verfasst hatte.

Mein Freund Achim Schlang, deutsche Formel-1-Reporter-Legende, war bei mehr als 550 Weltmeisterschaftsläufen der Königsklasse live dabei. Über seinen früheren Journalisten-Kollegen Prüller schrieb er:

In den Kreisen derjenigen, die sich für Sport im allgemeinen und speziell die Formel 1 interessieren, steht der Name Heinz Prüller für engagierte Berichterstattung in Wort und Ton. Den 1941 in Wien geborenen Sohn eines Spielwarenherstellers zog es bereits im Kindesalter zum Journalismus. Dem Vater gefiel dies gar nicht, doch der Instinkt hatte den Junior nicht getrogen. In der Welt der Medien gingen für Heinz Prüller alle Wünsche in Erfüllung. Bereits als Teenager hatte er erste Journalisten-Luft geschnuppert. Seinen Traumberuf ergriff er dann nach bestandenem Abitur und abgeleistetem Wehrdienst. Ursprünglich von der Zeitung Express angeheuert, verlief Prüllers Karriere steil bergauf. Dabei deckte er neben Olympischen Spielen die Sportarten Ski, Fußball, Tennis und Motorsport ab. Um sein Fachwissen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, griff er nicht nur in die Tasten seiner Schreibmaschine und später in die eines Laptops. Auch im Radio – von 1989 bis 1994 leitete er die Hauptabteilung Sport des österreichischen Rundfunks – sowie vor der Fernseh-Kamera beziehungsweise als Kommentator in der TV-Sprecherkabine war er aktiv.

Aus verständlichen Gründen die eigenen Landsleute im Blick, hatte Prüller stets österreichische Fahrer im Visier. Gerhard Berger brachte er gern auf den Nenner „Tiroler Lausbub“, und der mehrmalige F1-Champion Niki Lauda war aus seiner Sicht permanent über jeden Zweifel erhaben. Der erste Formel 1-Fahrer, zu dem er ein Vertrauensverhältnis aufbaute, hieß Jochen Rindt. Doch auf den Sport bezogener Nationalstolz hin oder her. Was Recht ist, das muss Recht bleiben. Diesem Grundsatz blieb Heinz Prüller immer treu, und so machte er kein Hehl daraus, dass der Champion der Saison 1970 deutscher Staatsbürger war. Oft genug, so der Journalist, sei er mit Jochen Rindt gereist, um genau zu wissen, dass er nur einen Pass besaß. Und der sei von grüner Farbe mit der Aufschrift Bundesrepublik Deutschland gewesen.

Sein Buch über Jochen Rindt und die für den Lotus-Piloten so tragisch verlaufene Saison 1970 war die Initialzündung für Heinz Prüllers legendäre F1-Jahrbuch-Reihe „Grand Prix Story“, auch wenn es diesen Titel damals noch nicht trug. Den Neid, mit dem ihm einige seiner Landsleute begegneten, steckte Prüller locker weg. Der Erfolg gab ihm Recht, und zudem war ihm der Sport und speziell der GP-Sport eine Herzensangelegenheit, die er sich von nichts und niemandem mies machen ließ. Oft genug hatte er in seinen frühen Berufsjahren, als die Formel 1 nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich von den Meinungsmachern in den Medien verteufelt wurde, gegen die entsprechenden Widerstände ankämpfen müssen.

Als jemand, der über weit mehr als 600 WM-Läufe der Formel 1 berichtete, geriet der Wiener Journalist nie in die Gefahr, seine Arbeit nicht immer mit größter Sorgfalt statt nach „Schema F“ zu erledigen. Einzig die routinierte Handbewegung, mit der er sein Haupthaar richtete, ehe er vor die TV-Kamera trat, war immer wieder gleich. Neben seinem Fachwissen beeindruckte Prüller durch seine enorme Konzentrationsfähigkeit. Eine Kostprobe hierfür gefällig? Gern: Er kommentiert für ORF1 einen Grand Prix. Neben ihm ein Rennfahrer, der sich für das Rennen nicht hatte qualifizieren können. Plötzlich drückt Prüller die Räuspertasten, über die die Mikrofone ausgeschaltet werden. Parallel schaltet er seinen Voice-Recorder ein und stellt dem Rennfahrer eine Interview-Frage, dann Tonband aus und Mikros an. Kommentieren. Anschließend erneut der Druck auf die Tasten. Der Rennfahrer beantwortet die Frage. Und dieses Spiel wiederholt sich, bis alle Fragen gestellt und beantwortet und damit im „Kasten“ sind. Und während der Reportage-Phasen vergaß Prüller nicht, gegebenenfalls eine Nachfrage zu stellen. Daheim vor dem TV bekamen die Zuschauer rein gar nichts von dieser Parallel-Arbeit mit. Und die Zeitungsleser konnten nicht wissen, unter welch schwierigen Bedingungen das Interview geführt wurde.

Und schlagfertig ist der Österreicher ebenfalls. Vor vielen Jahren wurde er im Paddock von Spa-Francorchamps mit einer scherzhaften Small-Talk-Behauptung konfrontiert. Mit Blick auf eine der damaligen F1-Schlüsselfiguren hieß es: Wenn die Steigung bei Eau Rouge die Eiger Nordwand der F1 ist, dann ist Mister X der Brocken der F1. Prüller ohne eine Sekunde zu zögern: Nein, der Kotzbrocken der F1.

Unter den mehr als 60 Büchern, die er schrieb, befinden sich zwei zum Thema Hund beziehungsweise Hunde. Ersteres über den seinigen, das andere – mit dem Titel „Promi Hunde“ über die Caniden von Weggefährten.

Heinz Prüller zog sich inzwischen nach einem mit Glanz und Gloria erfüllten Arbeitsleben von der F1-Front, wo an Strapazen unterschiedlichster Art kein Mangel herrscht, zurück.


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