Rolf Schepp

Rolf Schepp

Rolf Schepp an seinem C25 Entwurf.

Rolf Schepp

FANGIO von Rolf Schepp.

Seit vier Jahren wird die CURBS-Rubrik Cars/Tracktest künstlerisch von den Zeichnungen des Designers Rolf Schepp begleitet. Die Vielschichtigkeit seines Schaffens umfasst nicht nur das Automobilkonzept-Design, sondern auch die Entwürfe von Automobilzubehör aller Art und Aero-Bauteilen. Die hervorragenden Graphiken des Mannes, der auch Lehrtätigkeiten an Hochschulen ausübt, weiß Jochen von Osterroth in einer persönlichen Betrachtung besonders zu schätzen.

Glückliche Momente in einem Designer-Dasein entstehen meistens durch Zufälle. Als Albrecht Graf von Goertz, „Vater“ der BMW-Modelle 503 und 507 im Juli 1998 bei mir zur Formulierung seines Vorwortes für mein BMW-Buch weilte, erzählte er, wie der damals bekannteste US-Industrie- und Auto-Designer Raymond Loewy auf ihn aufmerksam geworden ist: „Ich parkte meine Eigenkonstruktion, genannt `Paragon´, anfangs der 1950er-Jahre neben einem Lincoln Continental vor dem Waldorf Astoria von New York, um mir das schicke Gefährt näher betrachten zu können. Gleichzeitig starrte neben mir ein Herr interessiert auf meinen Wagen – es war Raymond Loewy.“ Die Affinität zum Automobil-Design verdankte auch unser Illustrator Rolf Schepp einer dicht befahrenen Hauptstraße. Rolf erinnert sich: „ Da fuhren die Fahrzeuge direkt bei unserem Haus vorbei, etwas später faszinierten mich nicht nur deren Motorengeräusche sondern auch ihre Optik. Mein Bruder und ich wetteiferten sogar, wer welchem Motorsound das jeweilige Fahrzeug zuordnen könne. Früh begann ich, Autos zu zeichnen.“ Bei mir geschah das erst in der Schule, in der Jochen von Osterroth, damals Untertertianer, vornehmlich im Mathematik-Unterricht – das karierte Papier sagte mir mehr als das linierte zu – seine Auto-Designs kreierte. Rolf war da viel früher dran. Dank seiner Lego- und Montini-Bausteine setzte er seine Ideen auch plastisch um. Sein Vater, ein gelernter Modelleur vornehmlich Gips-Materialien gestaltend, musste freilich den Obst- und Gemüsehandel seines Schwiegervaters übernehmen. Doch hatte er sofort erkannt, dass sein Filius ein gutes Gefühl für Proportionen und räumliche Sehen besitzt. Der junge Rolf baute mit den wenigen Steinen, die er zur Verfügung hatte, stets neue Kompositionen. Ganz gleich, ob Autos, Flugzeuge oder Schiffe: er ließ seiner Phantasie freien Lauf – mit dem Papa als kreativen Mentor. Er brachte ihm den Umgang mit Holz und Pappe sowie das Modellieren mit Gips bei. Entsprechend gab es in den Schulfächern Zeichnen und Werken stets Einser. Kommt mir bekannt vor – während meiner gesamten Gymnasial-Zeit in Bad Neuenahr war ich vom Zeichenunterricht befreit, durfte stattdessen in die Eisdiele nebenan gehen, solange ich jeweils am Monatsende ein Bild ablieferte.

Unfallfahrzeug als Kunstobjekt

Ärgerte sich der Kunststudent von Osterroth beim Aktzeichnen in der Mainzer Saarstraße stets über das Modell – eine Amerikanerin, dürftig bebust und auch sonst ohne knackige Rundungen – so diente Rolf als erstes Modell sein zu Schrott gefahrener Simca Rallye 1. Das bis zur A-Säule kalt verformte Auto inspirierte ihn zu diversen Zeichnungen, in die er sogar Zugehörigkeit des verbeulten Franzosen zum Chrysler-Konzern visualisierte. Chrysler-Magnat Lee Iacocca – „im Leben jedes Menschen gibt es Zeiten, in denen aus Unglück Fortschritt erwächst“ – hätte seinen Spaß gehabt. Bei Rolf folgte angesichts des zu Papier gebrachten Autowracks freilich die Ernüchterung: „Erst jetzt war mir bewusst, welche Gefahren im Straßenverkehr lauern. So verankerte sich bei allen Auto-Design-Themen auch Sicherheitsaspekte. Seine Designer-Laufbahn prägte Professor Horst Sommerlatte, der mit seinem profunden Wissen über richtig angewendete Ergonomie und das ausgeprägte Gefühl für funktionale Ästhetik ein Vorbild war. Dieser Professor, der mit seinen Studenten einen väterlichen – fast freundschaftlichen Umgang – pflegte, war auch hinsichtlich historischer, klassischer Automobile eine Koryphäe. Rolf Schepp: „ Sommerlatte hatte in mir einen Drang zu kreativer Schaffenskraft ausgelöst und mich das kritische Hinterfragen von Formen und Styling-Auswüchsen gelehrt. Das Bauhaus-Postulat, die Form habe der Funktion zu folgen, hat sich damals zwar in meinem Hinterkopf einen Platz gesucht, aber nicht festgesetzt. Ich versuche eher einen spielerischen Umgang mit dieser Materie, um nicht in allzu Nüchternes abzugleiten.“ Während seines Studiums absolvierte Schepp mit des Professors Hilfe drei längere Praktika im Design-Zentrum von Opel in Rüsselsheim. Im Winter packte er neben seiner Ski-Ausrüstung stets seine Entwürfe ins Auto und suchte „en passant“ die Design-Abteilungen von den Süddeutschen Premiummarken Audi BMW und Porsche auf – Inspirationen noch und nöcher! Zurück zum US-Aktmodell: Meine Inspiration resultierte in einem zu Papier gebrachten Körperbau, über den der Professor schmunzelnd urteilte: „Ist zwar nicht der ihrige, besitzt aber tolle Proportionen.“

Als Designer bei Ford und VW

In der Entstehungsphase des Ford Sierra gab sich Ford ziemlich experimentierfreudig, wobei die Rundungen des Ford Scorpio als Granada-Nachfolger nicht unbedingt den Publikumsgeschmack getroffen hatten. Immerhin brodelte es positiv im internationalen Schmelztiegel der Ford-Designer: Ansporn, sich bei Ford am John-Andrews-Entwicklungszentrum in Köln-Merkenich zu bewerben! Nach drei Jahren Ford – mit den Stationen Dunton/England, hier Arbeiten am Interior des Fiesta, und in Dearborn/USA am Ford „Worldcar“ erhielt Schepp eine VW-Offerte, ausgerechnet durch Patrick le Quement, dem damaligen Chef-Designer von Ford Köln. VW etablierte in Düsseldorf mit Hilfe von „Ex-Fordlern“ ein Design-Studio fernab vom Wolfsburger Autoindustrie-Dunstkreis. Wenn auch räumlich ziemlich beengt, entstand hier viel Kreatives. Nach drei Volkswagen-Jahren wagte Rolf Schepp den Sprung in die Selbständigkeit. Georg Kacher, Urgestein des Auto-Journalismus, hatte einen Illustrator mit guter Markenkenntnis und realistischer Darstellungstechnik gesucht, um seine Neuheiten-Stories, auch in amerikanischen Magazinen, mit ansprechenden Illustrationen von „Erlkönigen“ besser vermarkten zu können.

Rolf Schepp TRIPS

Selbständigkeit – unabhängige Kreativität

1989 zog Rolf Schepp wieder in seine hessische Heimat, zunächst gebeutelt durch Krankheits- und Todesfälle im familiären Umfeld, aber auch gestärkt, um beruflich alle Hebel für seine Frau und die zwei Kinder in Bewegung zu setzen. Nach anfänglicher „Jobberei“ wuchs durch viele Veröffentlichungen in renommierten Publikationen sein Bekanntheitsgrad derart, dass ihm Tuningfirmem wie Carlsson diverse Design-Aufträge erteilten. Besonders hervorzuheben ist das C25-Design auf Mercedes-SL-Basis. Dieser exklusive GT, 2010 auf dem Genfer Salon präsentiert, war auf 25 Einheiten limitiert, maximal ein Exemplar pro Land. Ein Masterpiece wie auch die vielen hyperrealistischen Artworks von Rolf Schepp, von denen wir hier einige vorstellen! Natürlich darf bei den Graphiken auch Wolfgang Graf Berghe von Trips mit dem Ferrari 156 Sharknose im Karussell des Nürburgrings 1961 nicht fehlen. Aber auch die Fahrzeuge der Teamgefährten von Wolfgang Trips präsentiert Schepp in beeindruckender Weise: den 156er in der 65° Version von Olivier Gendebien, Giancarlo Baghetti, Willy Mairesse und Ricardo Rodriguez sowie die Modelle mit dem 120° Triebwerk von Phil Hill und Richie Ginther,

Zu den besonderen Highlights der Schepp-Galerie gehört nun auch der Mercedes-Benz W196 von Juan Manuel Fangio bei dessen unvergessener Siegesfahrt im Großen Preis von Deutschland 1954 auf dem Nürburgring.

Wer also ein besonderes Weihnachts- oder Neujahrsgeschenk in Form einer Schepp-Illustration sucht, sollte den Designer einfach unter 0151-15152025 anrufen.

Jochen von Osterroth Abbildungen: Rolf Schepp

Anmerkungen von Rolf Schepp

„Die wichtigsten Designprojekte meiner bisherigen Laufbahn sind der Royal Eagle für AK Spezialfahrzeuge, der Carlsson C25, das BASF Virtual Car, Einige Designworks für Hyundai, Kia, Nissan, Qoros und VW, sowie für Oettinger der 500R und der TCR Street.

Während bei meiner Tätigkeit als Designer immer ein analytisch bis kritisches Hinterfragen von bestehenden Dingen mit dem Ziel einer bestmöglichen Formfindung vorausgeht, um zukünftigen Erfordernissen moderner und zeitgemässer Produktgestaltung zu entsprechen, betrachte ich meine Arbeiten als Künstler und Illustrator eher als kontemplativen Ausgleich und Entspannung, um im Gleichgewicht zu bleiben. Der Anteil meiner künstlerischen Arbeiten wird künftig in dem Maße zunehmen, wie ich meine Tätigkeit als Designer reduziere. Das beherrschende Thema meiner Artworks sind die unterschiedlichen Situationen und Beziehungen zwischen Mensch und Auto. Da ist die Faszination, die ein Automobil auf den Betrachter transportiert, zum einen durch das harmonische Zusammenspiel unterschiedlicher Formen und Materialien und zum anderen durch die Ausstrahlung von Kraft, Dynamik und Geschwindigkeit, die jeder Besitzer einer Fahrerlaubnis am eigenen Leibe zu spüren vermag.

Sowohl der satte Klang beim Schliessen einer Autotüre oder des Motors als auch das spielerische Vergnügen beim Abschätzen der richtigen Geschwindigkeit für eine Kurve und dem Verspüren der Flieg- und Beschleunigungskräfte beim aktiven Autofahren, all das sind Aspekte, die uns das Auto als viel mehr empfinden lassen, als das, was es im eigentlichen Sinne ist. Auch dieses Phänomen bildet eine der Grundlagen für mein künstlerisches Schaffen zum Thema Automobil.“


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