Der „Grote Prijs van Nederland 1968“ fand in einer ausgesprochenen Schlechtwetterperiode statt. Als die Formel-1-Teams Mitte Juni in Zandvoort eintrafen, erinnerte nichts an die Badesaison, die im Augenblick stattfinden sollte. Es herrschte kaltes, unfreundliches Wetter: Regen, Sturm, Sandböen wo man ging und stand – nur ganz selten einmal ein Sonnenstrahl.
Zandvoort bot auch am Renntag nicht den Reiz eines Seebades. Eiskalter Wind pfiff durch die Straßen, fegte über die Dünen und trieb den Sand vor sich her. Um die Mittagszeit war es noch einigermaßen hell. Immer wieder zerriss der steife Wind größere Wolkenballungen und manchmal schien es, als wollte sich das Wetter doch noch zum Guten wenden. Dann aber schoben sich von der See dunkle Wolkenbänke aufs Land. Als die Fahrer in ihre Rennwagen kletterten, setzte prompt Regen ein. Trotz böser Vorahnungen gelang der Start ohne Unfälle. Fast langsam umrundete das Feld in Zweier- und Dreierreihen den Kurvenbereich „Tarzanbocht“ – die Startaufstellung blieb nahezu erhalten.
Im Kurvenausgang übernahm dann Jochen Rindt (Brabham) vor Graham Hill (Lotus) und Chris Amon (Ferrari) die Führung. Als die Wagen wieder am Anfang der langen Zielgerade auftauchten, hing Gischt über ihnen. Hill vor Jackie Stewart (Matra), Rindt, dann folgten die beiden Ferrari mit Amon und Jacky Ickx. Für Aufsehen sorgte der Franzose Jean-Pierre Beltoise (Matra): Vorletzter beim Start, nach dem ersten Durchlauf Elfter. Schon jetzt war klar, dass die neuen Dunlop-Regenreifen, mit denen die beiden Matra ausgerüstet waren, den Goodyear- und Firestone-bereiften Konkurrenten an diesem Tag keine Chance lassen würden. Hinzu kam, dass bei Stewarts eindrucksvoller Regenfahrt auch sein großer persönlicher Einsatz und sein besonderes Geschick im Meistern derart schlechter Bahn- und Sichtverhältnisse entscheidend war. Beltoise zog alle Register und lag in der fünften Runde schon an dritter Position. Kaum hatte er in der sechsten Runde mit 1:45,91 Minuten die schnellste Zeit des Rennens gefahren, ging ein Wolkenbruch über Zandvoort nieder, der die Piste stellenweise zentimetertief unter Wasser setzte. Nach elf Runden hatte sich Stewarts Vorsprung vergrößert, Hill und Beltoise folgten vor Amon, Ickx, Pedro Rodriguez (BRM.) und Dan Gurney (Brabham).
In der 21. Runde drehte sich Beltoise, Hill ging wieder vorbei auf Platz zwei. Ein weiterer Ausrutscher von Beltoise wegen eines klemmenden Gasschiebers und der folgende Boxenstopp warfen den Franzosen auf den achten Rang zurück. Nach halber Distanz trennte knapp eine Minute Stewart von Hill, dem Beltoise mit nur vier Sekunden Rückstand schon wieder auf den Fersen war – der große Tag des zweiten Matra-Piloten!
Dann kam der zweite Wolkenbruch, stärker als der erste und noch demoralisierender. Er nahm den meisten Fahrern die letzte Lust an diesem harten Job – zumindest die „Regenfahrer“ aber werden sich gefreut haben. Piers Courage (BRM.) kam von der Strecke ab und gab auf, Gurney drehte sich, hielt später an und wechselte die Brille. Jackie Oliver (Lotus) schlitterte in den Sand und Amon kam zum Reifenwechsel. Stewart fuhr noch immer schneller als jeder andere. Es war faszinierend zu sehen, wie sicher er den Matra durch die Kurven lenkte. Im 54. Durchgang überrundete er Hill, wenig später auch Beltoise – eine Runde Vorsprung vor dem Zweiten.
In der 62. Runde rutschte Hill in der „Tarzanbocht“ von der Strecke, touchierte einen Pfosten, der linke Frontflügel riss ab. Der Motor ging aus, aber zum Glück funktionierte der Anlasser und auch der Rückwärtsgang ließ sich einlegen. Hill verlor nur einen Platz an Rodriguez, der jetzt in dritter Position hinter Stewart und Beltoise lag. Hinter Hill folgten Ickx, Silvio Moser (Brabham), Amon, Richard Attwood (BRM.), Joakim Bonnier (McLaren-BRM.) und Oliver. Gurney fehlte. Auch er hatte die Strecke verlassen. Vorn drehten Stewart und Beltoise ihre letzten Runden.
Stewart ließ den Markengefährten in der 70. Runde wieder vor, um die Überrundung aufzulösen. Sie fuhren einen triumphalen Doppelsieg entgegen und Matras erstem Grand-Prix-Erfolg nach vier missglückten Anläufen. Graham Hill aber verlor sieben Runden vor Schluss noch drei WM-Punkte und die rechte Frontflosse – in der „Tarzanbocht“ ...
Im Ziel lautete die Reihenfolge Jackie Stewart (Matra-Ford) vor Jean-Pierre Beltoise (Matra), Pedro Rodriguez (BRM.), Jacky Ickx (Ferrari), Silvio Moser (Brabham), Chris Amon (Ferrari), Richard Attwood (BRM.), Joakim Bonnier (McLaren-Ford) und Graham Hill (Lotus).