Eve Scheer

Eve Sheer 1Es gibt wohl keinen Motorsportfan, der sie nicht aus dem Fernsehen kennt. Doch Eve Scheer ist im wahrsten Sinne des Wortes eine rasende Reporterin: Sie nutzt die Klassiker des Historischen Motorsports, um sich beim Rennfahren für ihren Job vorm Mikro fortzubilden.

Manche Schubladen gehen schnell auf. Wallendes blondes Haar, gertenschlank, fröhliches Lächeln – wenn so eine junge Frau zum ersten Mal als Sportreporterin vorm Mikro auftaucht, dann greift rasch ein altes Vorurteil: Sie könne den Job ja nur bekommen haben, weil sie so dekorativ ist.

Erst recht, wenn das Debüt der Dame auch noch mehr als 15 Jahre zurückliegt – in einer Zeit also, als Moderatorinnen gar oft nur aus rein optischen Gesichtspunkten verpflichtet worden sind. Doch schon nach den ersten Fragen, die Eve Scheer im Gespräch mit Rennfahrern stellt, wird klar: Die Dame ist vom Fach.
Ihr Lachen verrät echte Freude am Job und am Sport, keine aufgesetzte. Ihr Frohsinn liegt in ihrer Heimat begründet, schließlich ist Köln die fröhlichste Stadt Deutschlands. Und ihr Fragerepertoire verrät ebenso wie ihre Ansprache an die Rennfahrer und Teammitglieder, dass Scheer weiß, wovon sie spricht.

Denn die heute 47-Jährige hat ihren Job an zwei Fronten von der Pike auf gelernt – und hält sich auch heute noch als aktive Rennfahrerin so fit, dass sie Interviews auf Augenhöhe führen kann. Etwa fünf Mal pro Jahr fährt sie mit ihrem Schwiegervater Hermann Stippler in einem BMW 2002 bei Klassikern des Historischen Motorsports – etwa dem Classicrennen vorm 24-Stundenrennen auf dem Nürburgring, dem Oldtimer-Grand Prix, dem Nürburgring Classic oder dem 1.000-Kilometerrennen im September. „Natürlich ist das ein großer Spaß“, wiegelt Scheer ab. „Aber ich mache das auch, weil es mir ins Gedächtnis ruft, was Profis empfinden:
die Anspannung vorm Rennen; wie man sich freut oder auch ärgert.“

Dabei blickt Scheer auf eine Fahrerkarriere zurück, die – weit vor dem Einstand im Historischen Motorsport vor sieben Jahren – ihre Wurzeln in der aktuellen Rennerei hat.

Seifenoperkisten

Als sie 2002 zum ersten Mal im Fahrerlager auftaucht, gibt es in Deutschland noch eine funktionierende Motorsportlandschaft – mit Tourenwagenmarkenpokalen und verschiedenen Nachwuchsformeln. „Das war eine Zeit, in der die Veranstalter gern mal VIPs in ihre Cupfahrzeuge gesetzt haben.“ Und als Schauspielerin in der RTL-Vorabendserie „Unter uns“ ist Eve Scheer damals zu einer gewissen Berühmtheit gekommen. „Das Leben in der Öffentlichkeit“, nickt sie, „hat mir diese Tür geöffnet. Aber ich musste auch sehr lange darauf warten.“

Seit 1989, genauer gesagt. Denn die gebürtige Kölnerin ist keine aus der Fraktion der Gaststarter, die nur wegen des Promistatus’ eingeladen werden – für ein Rennen, dann war’s das. „Ich war mit 12 in Monza zum ersten Mal bei der Formel 1 zu Gast, mit der ganzen Familie. Das hat meine Leidenschaft entfacht. Als Kind spielte ich schon mit der Carrera-Bahn oder fuhr im Kettcar; alles musste irgendwas mit Rädern zu tun haben.“

Deswegen ist der Gaststart 2002 in einem Markenpokal für baugleiche Alfa 147 mit 160 PS starken Dieselmotoren auch bloß die Initialzündung zu Scheers Rennfahrerlaufbahn: Vier Jahre fährt sie
im Markenpokal, bestreitet für Alfa an der Seite von Franz Engstler und Markus Lungstrass zwei Mal das 24-Stundenrennen auf dem Nürburgring – und lernt bei den Vorbereitungen auch ihren heutigen Ehemann Frank Stippler kennen, standesgemäß bei Test- und Einstellfahrten der Nürburgring-Langstrekkenserie in der Grünen Hölle. „Stippi war damals noch mit seinem Freund und Studienkollegen Nicki Raeder am Start.“

Heute ist Raeder zusammen mit seinem Bruder Martin Geschäftsführer von Manthey-Racing, „Stippi“ einer der besten Fahrer auf der Nordschleife – und Scheer eine respektierte Reporterin bei Fernsehübertragungen von Langstreckenrennen und der MotoGP.

Seitenwechsel

Denn schon während ihrer Zeit als Hobbyrennfahrerin stellt sie die Weichen für ihre berufliche Laufbahn: weg von der Schauspielerei, hin zur Moderation bei Veranstaltungen für die Industrie und als rasende Reporterin in den Boxengassen. Nach der RTL-Telenovela folgen zwar Rollen im „Traumschiff“ und in der „Soko Köln“. Doch der Sprung von täglichen Vorabendserien ins sogenannte seriöse Schauspielfach ist ein gar weiter. „Einige von den Kollegen, die damals bei ‚Unter uns‘ mitgespielt haben, sind immer noch dabei. Schauspielern von den Daily Soaps begegnet man oft mit unheimlich viel Schubladendenken und jeder Menge Vorurteilen.“Eve Sheer 2

Dabei ist der Drehalltag härter als bei normalen Filmund Fernsehproduktionen. „Du drehst jeden Tag mehr als eine Folge. Das erfordert unheimlich viel Disziplin. Ich zieh’ auch den Hut vor all’ den Kollegen, die das machen. Das Drehpensum pro Tag hat nichts mit anderen Fernsehfilmen oder mit dem Theater zu tun. Man hat jede Woche andere Regisseure und andere Gastschauspieler. Man muss sich entscheiden, ob man das sein ganzes Leben lang machen möchte – oder sich irgendwann für neue Projekte begeistert.“

Dann schweifen die Gedanken noch ein weiteres Mal zurück in die Zeit am Set der kölschen Serie: „Ich habe da unheimlich viel gelernt.“

Rennromantik

Und das Gelernte dann mit den Erkenntnissen aus ihrer heimlichen Leidenschaft, dem Rennfahren, verquirlt. Man merkt es bei jeder Übertragung: Eve Scheer ist die mit Abstand fachkundigste Field Reporterin, die bei deutschsprachigen Motorsportübertragungen am Mikrofon ist. „Von der Disziplin, die ich bei den Soap-Drehs gelernt habe, profitiere ich immer noch. Ich lege viel Wert auf eine umfangreiche Vorbereitung. Ich hätte auch kein gutes Gefühl, wenn ich mich nicht schon vor den Rennwochenenden im Rahmen meiner Möglichkeiten vorbereitet hätte; dann könnte ich auch nicht ruhig schlafen.“

Zur Vorbereitung gehören auch Praxisstunden am Steuer. Zunächst im aktuellen Rennsport. Nach den Markenpokalen vermittelt ihr „Stippi“ 2006 einen Platz bei tolimit im Porsche Sports-Cup. Denn Stippler hat seine ersten Schritte im zeitgemäßen Motorsport ebenfalls bei den Norddeutschen unternommen, nachdem tolimit-Chef Hans-Bernd Kamps Stipplers Fahrzeugbeherrschung beim zielgenauen Powersliden eines väterlichen Ford Transit im Fahrerlager aufgefallen ist. „2006 bin ich bei tolimit in einem 996 GT3-Cup die Sports Cup-Sprintserie gefahren. In dem Jahr haben wir auch in Papenburg und Hockenheim getestet. Timo Glock hat mich als Coach begleitet – zuerst als Beifahrer, dann als Referenz. Jeder ist 10 Runden gefahren, danach haben wir unsere Daten verglichen. Da habe ich mich zum ersten Mal wie eine richtige Rennfahrerin gefühlt.“

Doch schon bald räumt sie der Moderation und der journalistischen Arbeit Priorität ein. Erst nach dem Geschenk eines Historischen Renneinsatzes in Assen für Papa Stippler und Gattin Eve von Frank Stippler, der seine Wurzeln selbst im Historischen Rennsport hat, erfolgt ihr Comeback in einem BMW 2002. Da gründet der Lange mit dem großen Herzen und der weichen Stimme sein eigenes Familienrennteam. „Frank wollte seinem Vater etwas zurückgeben. Denn Papa hat ihn über die ganze Jugend hinweg gefördert, mit dem Autoaufbau und allem, was zu seiner Karriere dazugehört hat. Allerdings ist er selbst nie Rennen gefahren. Er fährt zwar gerne sportlich und ambitioniert Kart, aber zu mehr hat es bis dahin nie gereicht.“

Bildungsreisen

Stippler kauft Besitzer Norbert Engels dessen 2002 ab, der den Wagen allerdings weiterhin für die Wochenenden vorbereitet. „Vor Ort sind noch drei Freunde mit dabei; für uns ist das ein komplettes Familienprojekt, bei dem wir einfach nur eine gute Zeit haben. Wir fahren das Auto mit Zugfahrzeug und Anhänger gemeinsam an die Rennstrecke und bauen im Fahrerlager unser Montagezelt auf.“

Eve Sheer 3Die Anreise ist überschaubar, denn das PS-Paar wohnt in Bad Münstereifel, eine gute halbe Stunde vom Nürburgring entfernt. Und der 2002 läuft meist in der Eifel oder bei Historennen in Spa-Francorchamps.

Scheer und Papa Stippler teilen sich das Auto. Wenn Sohnemann Stippi auch dabei ist, dann entweder als Helfer im Hintergrund – oder wie beim 1.000-Kilometerrennen in einem anderen Auto in einer höheren Klasse im Einsatz. „Wenn man privat an der Rennstrecke ist und man den Sport gemeinsam mit dem Partner lebt“, lächelt Scheer, „dann hilft das automatisch auch bei der Vorbereitung auf die Einsätze als Reporterin. Wenn ich eine Frage habe, muss ich einfach nur meinen Mann fragen. Und ich bin zwar keine Mechanikerin – aber beim Schrauben schaue ich meinem Mann auch gerne über die Schulter und nehme da einiges mit. Schließlich erklärt er uns auch anhand von Onboardaufnahmen, was fahrerisch und technisch zusammenhängt.“

Die Ehe als Fortbildungsinstitut beschränkt sich nicht nur auf die Histofahrerlager. „An manchen Wochenenden laufen bei uns zuhause bis zu vier Streams und Fernsehübertragungen gleichzeitig. Weil ich stets bei allen Rennen und Serien, um die ich mich kümmere, umfassend am Ball bleiben möchte, um mich vorzubereiten – aber auch, weil es uns beide einfach interessiert und fasziniert.“ Scheer ist eine von denen, die ihr Hobby, ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht hat; das hebt sie aus der breiten Masse der Sportreporterinnen heraus.

Deswegen sind die Aussagen der Rennfahrer in ihren Interviews auch oft inhaltlich tiefgehender als vor anderen Mikrofonen. „Das lebt aber auch sehr stark davon, was du für Interviewpartner hast“, grenzt sie ab. „Und was du aus denen rausholen kannst. Wenn du einen weinenden Rennfahrer vor dir hast und du dessen Emotionen authentisch transportieren kannst – das sind dann immer ganz besondere Momente.“

Den Perfektionismus aus ihren Schauspieltagen paart sie dabei mit der Leidenschaft für den Sport. „Schon als ich mit dem Rennfahren anfing, habe ich unheimlich viele Touristenfahrten im Privatwagen auf der Nordschleife gemacht, weil ich mir ja nicht nachsagen lassen wollte: ‚Da kennt die sich nicht aus.‘“

Den Lohn von Arbeit und Hobby erfährt sie nicht zuletzt beim größten Autorennen Europas, wo sie für Nitro die Boxengasse beackert. „Ich merke auch in Le Mans, dass der eine oder andere Profirennfahrer die Historische Szene verfolgt – und dass man mir dadurch in manchen Interviews anders begegnet; dass sie auch das Gefühl haben, dass das für mich nicht nur ein Job ist, sondern dass ich das wirklich lebe.“

Veröffentlichung erfolgte mit ausdrücklicher Genehmigung durch Herrn Norbert Ockenga (PITWALK) https://shop.pitwalk.de/magazin/ 
Text: Norbert Ockenga
Fotos: mgpixel, Patrick Hecq, Thomas Kittel, Steffi Henn

„Du bist ein Mädchen, spiel lieber Klavier“

Eve Scheer wurde bekannt als Schauspielerin, später machte sie sich einen Namen als Moderatorin. Die Leidenschaft der gebürtigen Kölnerin gehört aber dem Motorsport. Acht Jahre lang war sie selber als Pilotin auf den Rennstrecken dieser Welt in diversen Markenpokalen unterwegs. Aber auch seit 16 Jahren verfolgt sie mit großer Begeisterung in der Box die Rennen ihres Ehemannes Frank Stippler, wie zuletzt beim Saisonauftakt der VLN. Wir haben uns mit Ihr über ihre verschiedenen Rollen unterhalten.

Du bist früher unter anderem in der VLN, im Porsche Sports Cup mit einem 996 GT3 Cup, in der Mini Challenge oder im Alfa 147 Cup Rennen gefahren. Wie sehr fehlt Dir der Adrenalinkick auf der Strecke heutzutage?

Dank meines Ehemannes, der sich mein Klagen nicht mehr anhören konnte, saß ich letztes Jahr mal wieder im Rennwägelchen – einem historischen Alfa Romeo GTAm in Assen im Rahmen der FHR-HTGT. Ich habe das über die Jahre schon sehr vermisst.

Auf Dauer war die Zuschauerrolle also doch nichts für Dich?

Ich bin gerne Fan. Ich bin gerne auch mal nur Zuschauerin. Und so nach sechs Jahren Pause war ich eigentlich entspannt. Da waren die ersten zwei Jahre noch etwas schwieriger. Aber, wenn du so wie ich, so ein großes Herz für den Motorsport hast, dann juckt es natürlich, selbst am Steuer zu sitzen. Umso schöner dann 2018 die Überraschung mit dem Fahrerplatz.

Wie war es? Lass uns teilhaben an deinem Erlebnis?

Das war so richtig „Back to the Roots“. Kein technischer Schnickschnack, kein ABS, keine Traktionskontrolle, keine Schaltwippe, nix. Das war einfach ein leichtes Auto, Heckantrieb und genügend PS für die ganze Geschichte. Die Bedingungen in Assen wechselten ständig von trocken zu nass und wieder trocken. Und trotzdem fährst du natürlich mit einem Reifen das Rennen durch. Das hat Spaß gemacht. Spannend war auch, wie bunt das Feld mit den verschiedenen Marken und Klassen ist. Und dazu war es viel entspannter als in den Markenpokalen. Es herrschte eine tolle familiäre Atmosphäre.

Auch privat bist du eher Old School unterwegs…

Ja, wenn ich nicht gerade 600 Kilometer irgendwo hinfahren muss, dann cruise ich gerne in meinem Fiat 500 aus den 60ern oder meinem Porsche aus den 70ern rum. Das ist auch ein großes Hobby von mir.

Wie kam es damals zu deinem Abschied aus dem Cockpit?

Mein Mann und ich sind viele Jahre parallel Rennen gefahren. Er in den Profi-Rennserien und ich in meinen Markenpokalen oder beim 24h-Rennen auf dem Nürburgring, aber natürlich auf einer ganz anderen Ebene. Trotzdem habe ich immer versucht, von ihm zu lernen, wie man es halt richtig macht, zum Beispiel wie man sich auf ein Rennwochenende vorbereitet, worauf man bei der Streckenbesichtigung achtet, wie die Datenanalyse funktioniert. Allerdings hatte ich auch damals schon das Glück, dass ich viele tolle Events moderieren durfte und zudem zeitweise die DTM und die FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft über fünf Jahre parallel begleitet habe. Ich bin nach Japan, China und Amerika überallhin mitgereist. Irgendwann musste ich mich entscheiden, dass ich mit meinen Moderationen meine Brötchen verdiene. Deswegen musste der Motorsport leider etwas pausieren. Ich bin auch kein Fan davon mal ein oder zwei Rennen nur zu fahren. Dafür sind die Abstände in den Markenpokalen zu eng. Und die Rote Laterne wollte ich da ja auch nicht gerne spielen.

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Fieberst Du bei den Rennen deines Mannes mit? Wie ergeht es Dir, wenn er fährt?

Für mich ist mein Mann ein absoluter Ausnahmepilot. Es gibt unheimlich viele so talentierte Rennfahrer. Und zugegeben, von einigen seiner Teamkollegen könnte er inzwischen der Papa sein. Aber er hat dennoch immer noch den Speed und die Konstanz, um Siege einzufahren. Gleichzeitig unterstützt er mit seinem technischen Hintergrund als Ingenieur und gelernter Mechaniker seit vielen Jahren Audi-Teams bei der Entwicklung des R8 und deren Nachwuchsrennfahrer. Für mich ist diese Doppelaufgabe sehr beeindruckend. Also man merkt, dass ich ein großer Fan von meinem Mann bin. Ich fiebere auch nach so vielen Jahren immer noch richtig mit. Ich freue mich mit ihm und ich leide auch mit, wenn es mal nicht so gut läuft.

Hast Du ihn auch schon mal kritisiert für einen Fehler oder ein Manöver auf der Strecke?

Auf gar keinen Fall. Das nehme ich mir nicht heraus. Da weiß er selbst am besten einzuschätzen, wenn etwas falsch gelaufen ist.

Wie siehst Du die Rolle der Fahrerinnen im Motorsport?

Es gibt ja die FIA Women in Motorsport Commission, in der sich unter anderem Susi Wolff sehr engagiert, um junge Mädchen schon für den Kartsport zu begeistern und weiter zu fördern. Das finde ich großartig! Allerdings bin ich selbst kein großer Fan von zum Beispiel reinen Ladies-Teams oder reinen Frauen-Serien, wo es ausschließlich um Marketingzwecke geht und nicht wirklich um die Ausbildung und Förderung der jungen Nachwuchsrennfahrerinnen. Ich finde, wenn man sich für Höheres bewerben will, dann sollte man sich immer im kompletten Motorsportumfeld beweisen und das wenn möglich auch gegen die Jungs, um dann sagen zu können: „Hey, ich bin besser als du und nicht nur besser als das andere Mädchen.“ Aber so hat jeder eine eigene Meinung zu diesem Thema.

Haben Frauen denn die gleichen Voraussetzungen um im Motorsport erfolgreich zu sein?

Ich denke schon. Vielleicht muss man als Frau an der einen oder anderen Stelle mehr arbeiten, zum Beispiel was die körperliche Fitness angeht, oder auch auf der mentalen Seite. Damit man es wirklich auf der allerletzten Rille durchzieht, volles Risiko geht und den Kopf ausschaltet. Man darf sich eben von nichts und niemandem ablenken lassen. Die Konkurrenz schläft ja nicht. Es gibt so viele schnelle Jungs, die schon früh von der Familie gefördert werden. Gerade was diesen Rückhalt angeht, sind die Jungs oftmals im Vorteil. Meine Eltern haben mich damals auch nicht ins Kart gesetzt und ich hab mir anhören müssen, wie viel passender doch für mich als Mädchen das Klavierspielen oder Ballett wäre.

Deine Eltern haben Dich also nicht ins Kart gesetzt. Wie bist du dann im Motorsport gelandet?

Ich habe trotzdem mit dem Ballett aufgehört und erstmal Basketball gespielt. Mit 16 Jahren kam dann der Roller-Führerschein dazu, zwei Jahre später der Motorrad- und Autoführerschein. Den Traum vom Motorsport konnte ich mir erst viel später erfüllen. Ich war viel auf Trackdays unterwegs, habe Fahrer- und Lizenz-Lehrgänge absolviert. Durch meine TV-Kontakte wurde mir ein Gaststart im Alfa-147-Cup ermöglicht, daraus sind dann vier Jahre mit Alfa geworden. Ich war also alles in allem viel zu spät dran. Trotzdem kamen die Mini-Challenge, der VW Scirocco Cup und eine Saison im Porsche Sports Cup hinzu. Ich hatte ganz schön großes Glück, so als Hobby-Racerin unterwegs sein zu dürfen.

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Deine erste Hauptrolle als Schauspielerin war die der „Sarah Engel“ in der Daily Soap „Unter Uns“ auf RTL. Wirst Du da heute noch drauf angesprochen?

Es wird seltener. An der Rennstrecke kennt man mich doch eher durch die Moderationen oder das Racing. Hin und wieder kommt es bei Veranstaltungen noch mal vor, dass mich jemand aus meiner Unter Uns-Zeit erkennt. Die jüngere Generation, die damals Fernsehen geguckt hat und jetzt erwachsener geworden ist. Es wird zwar immer über Soaps geschimpft, aber ich habe da unheimlich viel gelernt, was Disziplin und Flexibilität angeht. Das hat mir Türen geöffnet. Ich bin also sehr dankbar für die zweieinhalb Jahre. Allerdings bei diesen ganzen Reality- und Doku-Soaps heutzutage, da schalte ich ganz schnell weg.

Was fällt Dir spontan zur Nordschleife ein?

Das ist einfach die schwierigste Rennstrecke der Welt und deshalb auch die schönste. Ich bin ja weltweit unterwegs, egal, ob du in Japan oder in Amerika über die Nordschleife sprichst. Da brauchst du auch gar nicht Green Hell zu sagen. Das ist der Mythos. Es ist nicht so eine Retorten-Formel-1-Strecke mit ewig langen Auslaufzonen, wo jeder Fehler verziehen wird. Auf der Nordschleife musst du so präzise sein und du musst vor ihr immer Respekt haben. Die Rennfahrer sagen immer sie geben hundert Prozent. Ich glaube, auf der Nordschleife ist es besser nur 99 Prozent zu geben. Dass man dieses eine Prozent noch Luft hat.

Kommen wir zum aktuellen Stand der Dinge. Du steigst jetzt auf zwei Räder um. Du moderierst für Servus TV die Rennen der MotoGP….

Das ist ein ganz neues Feld und eine große Herausforderung für mich nach über 15 Jahren Moderation im Motorsport auf vier Rädern. Allerdings bin ich früher selber Motorrad gefahren. Meine allererste Runde auf der Nordschleife war sogar auf dem Motorrad. Und das auch noch hinten drauf. Zu der Zeit hatte ich echt einen Nagel im Kopf. Die MotoGP kenne ich aus dem TV aus der Zeit, als noch Biaggi, Checa und Rossi gegeneinander gefahren sind. Als ServusTV im Herbst letzten Jahres anrief und mich für Ihr MotoGP On-Air-Team haben wollte, habe ich gleich Ja gesagt! Die MotoGP ist Motorsport vom Allerfeinsten. Und das in allen drei Klassen. Da zeigen Fahrer sogar mit Rippenbrüchen, Schlüsselbeinverletzungen oder jeder Menge Titan und Schrauben im Körper so crazy gutes Racing bis zur allerletzten Kurve. Das ist einmalig. Die MotoGP ist die einzige Rennserie, für die ich mir auch nachts den Wecker stelle. Das mache ich bei der Formel 1 leider schon lange nicht mehr.

Veranstaltergemeinschaft Langstreckenmeisterschaft Nürburgring/www.nuerburgring-langstrecken-serie.de

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