Zurück in die 60er …

Buchvorstellung_Nuerburgring

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Nürburgring: Im größeren Rahmen präsentierte das Autoren-Trio Michael Behrndt, Nils Ruwisch und Jörg-Thomas Födisch am 10. Dezember 2022 im ring°werk zusammen mit der Nürburgring 1927 GmbH & Co: den opulenten Bildband „Nürburgring-Album – Nordschleife & Südschleife – 1960 bis 1969“.
Vor mehr als 70 Gästen, Pressevertretern und Nürburgring-Fans erinnerten der ehemalige Formel-1-Reporter und langjährige Buch-Autor Jochen von Osterroth, der Automobil-Classic-Moderator Tom Schwede und das mallorquinische Rennsport-Idol, der 9-fache Balearen-Bergmeister Helmut Kalenborn an den legendären Eifelkurs in der Zeit vor den großen Umbauarbeiten 1970/71.

Jochen von Osterroth berichtete schmunzelnd über seinen Mai-Ausflug 1962 per Fahrrad vom Gymnasium in Bad Neuenahr zum 1000-Kilometer-Rennen. Auf dem Gepäckträger ein Blazer mit dem Wappen der „London Scottch Bowling Association“ Dazu weißes Hemd und dunkle Krawatte. Mit diesem Outfit wies er die Kartenkontrolleure am Brünnchen daraufhin, im Zaun gäbe es Schlupflöcher, die zu stopfen seien. Und wörtlich: „Wir da oben von der Rennleitung können nur dazu raten, schließlich geht es um Eure entgangenen Einnahmen.“ Sprach´s und marschierte durch. Ein Jahr später – es siegten Surtees/Mairesse im Ferrari – konnte dieser Trick ja nicht wiederholt werden. Von Osterroth robbte sich durchs Dickicht zwischen Brünnchen und Hoher Acht, schüttelte sich die Tannennadeln von den Klamotten, als sich ein Mann mit gestrengem Gesichtsausdruck vor ihm aufbaute: „ Isch glöv, se han noch keinen Eintritt bezahlt!“ Beim Eifelrennen 1963 war er bereits mit den Ehrengastkarten seines Großonkels Dr. Dr. Ottendorff-Simrock bestückt. Dieser Schöngeist, Nachfahre des Germanisten Karl Simrock, hatte als ehemaliger Bürgermeister und stellvertretender Kurdirektor von Bad Neuenahr keinen Sinn für Motorsport – ganz zum Gegensatz von seinem Großneffen, geboren 1944 in der Nähe des Schleizer Dreiecks. In kurzer Zeit lernte von Osterroth die damalige Fahrer-Elite persönlich kennen und schmiedete freundschaftliche Bande. Dank seines Freundes Hartmut Lehbrink war man mobil, zunächst mit einem VW Käfer in der Standart-Version. Trotz seines Dienstes in der Luftwaffe, den von Osterroth als Staffelchef im Flugkörpergeschwader 1, Fliegerhorst Lagerlechfeld, beendete, spannte sich der Rennkalender weit über den Nürburgring hinaus. So war der Offizier auf Zeit schon 1967 beim GP von Monaco, der Targa Florio und diversen Langstreckenrennen als Journalist akkreditiert und bei GP von Deutschland Ehrengast von Fürst Metternich, den er bei der Targa unterstützt hatte. Sein kurzes Kunststudium – zeitgleich als Formel-1-Reporter für World News IMC in Luxemburg unterwegs – endete bei „rallye racing“. Bald gehörte er dem Vorstand der von Bernard Cahier geleiteten IRPA (International Racing Press Association) an, wurde deutschsprachiger Repräsentant der FIA-Presse-Kommission und auch noch Mitglieds von Bernie Ecclestones FOCA. Grund: Von Osterroth hatte seinen WG-Gefährten Harald Ertl mit einem von Bernie gekauften Hesketh in die Formel 1 gehievt und fungierte zusätzlich zu seiner Tätigkeit als Sportchef von „rallye racing“, Reporter für Radio Luxemburg und dpa als Teamchef. Immerhin beendete Harald sein Debüt beim GP von Deutschland 1975 als Achter.

Osterroths Rennsport-Kompetenz, seine automobiles Wissen und seine zeichnerischen Fähigkeiten führte zu einer engen Zusammenarbeit mit seinen Freunden, dem weltbekannten Fotografen Rainer W. Schlegelmilch und dem Autor Hartmut Lehbrink bei vielen gemeinsamen mehrsprachigen Buchprojekten. Osterroths Zeichnungen im Auftrag des britischen Verlages Parragon zieren Ferrari-, Porsche-, BMW- und Mercedes-Bücher, erhältlich in 95 Ländern der Erde. Die Originale können im Turmmuseum der Oberweseler Schönburg, das von Osterroth neben seiner Federführung für das historische Automobilsport-Magazin „CURBS“ und Beiträgen im Magazin „Slickpix“ ehrenamtlich betreut, mit persönlicher Widmung erworben werden.

Tom Schwede sagte, dass er seit seiner Kindheit vom Nürburgring fasziniert ist, besonders von der Nordschleife. "Speziell mit den unvergessenen ADAC-1000-Kilometer-Rennen in den 1960er Jahren und den damaligen Protagonisten, sowohl den Fahren als auch mit den hochkarätigen Boliden, befasse ich mich immer wieder", so der engagierte Autoblogger und Streckensprecher, der sich als Moderator bei Events und Rennen mit alten Fahrzeugen längst einen Namen machte. "Ich hatte eben das Glück, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen."
Das war offensichtlich ein optimaler Nährboden, um heute über alte Autos und auch Rennwagen der 60er Jahre zu schreiben und am Mikrofon über sie zu sprechen.

Denn seit 2011 moderiert und kommentiert Tom bei vielen Veranstaltungen des historischen Motorsports – oft auch am Nürburgring, seiner „heimlichen Liebe“. So freute es den gebürtigen Kieler besonders, dass er seit der Neuauflage des ADAC- 1000-Kilometer-Rennens auf der Nordschleife 2021 zum Team der Moderatoren gehört. Darüber hinaus begleitet Tom Schwede unter anderem die „Rallye Köln Ahrweiler“ sowie den Rundkurs der „Classic Days“ auf Schloß Dyck und blieb auch nach deren Verlegung 2022 in den Düsseldorfer „Green Park“ bei den Classic Days auf Sender.

Von besonderem Interesse war für alle Gäste Schwedes Episode vom ADAC-1000-Kilometer-Rennen 1966:
Damals riskierte das ZDF erstmals die drahtlose Übertragung von Rennbildern aus einem Porsche 904 GTS mit der Cockpit-Besatzung Paul Frère und der ZDF-Allzweckwaffe Rainer Günzler.
Im Zuge einer ZDF-Planungskonferenz für die TV-Berichterstattung von diesem Sportwagen-WM-Lauf überraschte Günzler die Redakteurs-Runde mit dem Vorschlag, doch mal eine Live-Reportage aus dem Cockpit eines fahrenden Rennautos in Betracht zu ziehen. ZDF-Regisseur und die Mannschaft haben sich alle ziemlich ratlos angeguckt, dann kam langsam eine Diskussion über die technischen Möglichkeiten und der Kosten in Gang.
Sportchef Willi Krämer gab schließlich grünes Licht für ein Projekt, das zum Meilenstein der mobilen Live-Reportage werden sollte. Das angestrebte Ziel, so Schwede, erstmals Ton und Bild aus einem geschlossenen Sportwagen als qualitativ akzeptables Endprodukt auf den Sender und die Bildschirme zu bringen, wurde voll und ganz erreicht.

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Helmut Kalenborn, gebürtig aus Straßfeld bei Euskirchen, hatte in den 60ern seine ersten Erfahrungen auf der Nord- und Südschleife gemacht - der Nürburgring wurde zu seiner Hausstrecke. Ab 1970 war er dann mehrmals in Formel-2-, Touren-, Sport- und Super-V-Rennwagen in der "Grünen Hölle" am Start.
Als er in den siebziger Jahren auch bei zahlreichen Formel-Super-Vau-Rennen auf der legendären Nordschleife startete, zählten u.a. der spätere Formel-1-Weltmeister Keke Rosberg sowie eine Vielzahl der damaligen Spitzen-Piloten wie Prinz "Poldi" von Bayern, Mario Ketterer, Eje Elgh, Manfred Schurti, Josef Kaufmann, Manfred Trint, Axel Plankenhorn, Arie Luyendyk und Kenneth Persson zu seinen Gegnern.
Kalenborn skizzierte anhand vieler Beispiele die Strecke Ende der 60er Jahre und beschrieb den weltberühmten Eifelkurs auch nach den umfangreichen Umbau-Arbeiten, die 1971 nahezu abgeschlossen waren.

Fach-Journalist und Buch-Autor Michael Behrndt hat als Journalist und Fotograf mehrere Jahre über die VLN-Langstreckenserie, die DTM, das FIA WEC Championat und die 24-Stunden-Rennen berichtet.

Er erläuterte die Idee und die Konzeption des 256 Seiten umfassenden Bildbandes, den es in dieser Form bisher noch nicht gegeben hat.
Neben zahlreichen Aufnahmen aus ihren eigenen Archiven und denen passionierter Nürburgring-Liebhaber konnten die Autoren auch auf bisher unveröffentlichte Motive der renommierten und weltweit führenden Foto-Agenturen wie Motorsportimages, Cahier, Klemantaski, McKlein Publishing und des RevsInstitutes zurückgreifen.
Erstmals wird in Buchform jeder Streckenabschnitt der 22,8 Kilometer langen Nordschleife und des 7,7 Kilometer-Südschleifen-Kurses mit entsprechenden Bildmotiven gezeigt, die meist in Schwarz-Weiß, aber auch mittels Color in hochwertiger Qualität veröffentlicht wurden.
Das Vorwort schrieb Hans Herrmann, der die Dekade der 60er als Pilot für Porsche, Abarth, im Winkelmann-Brabham BT18 und Lotus 59B "hautnah" erlebte. Jahre zuvor startete er bereits im Mercedes W196 und im Maserati 250F bei den Großen Preisen von Deutschland auf der weltberühmten Nordschleife.

Moderator Stephan Anton, Presse-Sprecher der bekannten Rennfahrer-Vereinigung Scuderia Colonia, führte informativ und unterhaltend durch ein Event, das nicht nur die geladenen Gäste der Buch-Präsentation begeisterte. Auch die zahlreichen anderen Besucher des ring°werks interessierten sich für das vorgestellte "Nürburgring-Bilderbuch". Moderator Stepan Anton führte informativ und ansprechend durch ein Event, dass nicht nur die geladenen Gäste der Buch-Präsentation begeisterte, sondern auch zahlreiche Besucher des ring°werks, die sich an diesem Nachmittag nicht nur für die präsentierten Themenbereichen aus der Welt des Nürburgrings, sondern auch für die Buchpräsention interessierten.

Schon vor der Buch-Vorstellung hatte einer der besten Automobil-Rezensenten Deutschlands, Thomas Nehlert, über den einzigartigen Bildband geschrieben:

Ein herrlicher und stimmungsvoller Rückblick

Beim Durchblättern des Nürburgring Albums 1960-1969 von McKlein Publishing fragt man sich unwillkürlich, warum noch niemand vorher auf die Idee eines solchen Bandes gekommen ist. Denn dieses Buch löst in mehrfacher Hinsicht Begeisterung aus.

Da sind natürlich erst einmal die 368 grandiosen Fotos aus zahlreichen Archiven, die eine Zeit des Motorsports und des Nürburgrings zeigen, zu der vom Rennsport in "der grünen Hölle" eine ganz eigene Faszination ausging. Der Rahmen der Abbildungen ist unglaublich weit gefasst. Formel 1, Sportwagen und Prototypen, Formel 2, Tourenwagen und auch Motorradrennen findet man ebenso wie die teilweise abenteuerlichen Situationen mancher Wochenend-Freizeitautomobilisten; Grand Prix von Deutschland, 1000-km-Rennen (die meines Erachtens schönste Veranstaltung), Großer Preis der Tourenwagen oder Eifelrennen sind nur die wichtigsten der fotografisch erfassten Events. Und dabei ist es nicht nur die pure Rennaction, die einen begeistert, sondern mehr noch das ganz spezifische Nürburgring-Flair in den Wäldern der Eifel.

Die Gliederung des im attraktiven und für die Bildwiedergabe besonders geeigneten Querformat gehaltenen Buchs ist einfach: Die Autoren schreiten die ganze lange Strecke vom Start aus durch alle Streckenabschnitte bis zum Ziel ab, wobei auch die alten Fahrerlager, das Sporthotel Tribüne und sogar die fast in Vergessenheit geratene Südschleife eine Würdigung erfahren. Es würde zu kurz greifen, das "Nürburgring Album" nur als Bildband zu bezeichnen; denn dazu sind die Beschreibungen durch das bereits durch zahlreiche Publikationen bekannte Autoren-Trio Michael Behrndt, Jörg-Thomas Födisch und Nils Ruwisch einfach zu gut. Sie stellen nicht jeweils nur den entsprechenden Teil des Rings dar, sondern weisen auch auf die Besonderheiten für die Zuschauer hin, wobei sie auch Zitate mancher Rennfahrer wiedergeben.

Großartig sind auch die Erinnerungen an das alte Fahrerlager, in das sich so mancher Fan mit viel List und Tücke und manchmal auch an den Offiziellen vorbei einschleichen und den Aufenthalt dort ganz nah bei Fahrzeugen und Fahrern genießen konnte. Alles Dinge, die heute angesichts digitaler Erfassung aller Zugangsberechtigten unvorstellbar sind. Auch der Rezensent verfügt insoweit über sehr intensive Erinnerungen. Der Text ist auch deshalb so angenehm zu lesen, weil er zwar in Erinnerungen schwelgt, aber dennoch die Realität nicht beschönigt; dass es nämlich für den Zuschauer bisweilen auch anstrengend sein konnte, rund 10 Minuten zu warten, bis die Teilnehmer eines Rennens wieder vorbeikamen.

Zurück zur den Eindruck des Buchs prägenden Illustration. Die Fotos stammen aus nicht weniger als 33 Archiven, darunter so große und namhafte Sammlungen wie motorsportimages, McKlein oder das Porsche Archiv. Aber auch viele besonders reizvolle Privatsammlungen sind vertreten wie nur beispielhaft die Kollektion des Autors Nils Ruwisch oder die des durch die Tankstelle Döttinger Höhe bekannten Hans-Joachim Retterath. Allein durch die große Zahl der Archive entsteht eine abwechslungsreiche Vielfalt der Motive und Blickwinkel, so dass dem Betrachter beim Schmökern in diesem Album nie langweilig wird, und selbst mancher Nürburgring-Kenner wird ihm bisher Unbekanntes entdecken. In der wahrhaft reichhaltigen Literatur über Deutschlands bedeutendste Rennstrecke ist dieser Band eine echte Bereicherung.

Speedweek

Nürburgring Album 1960–1969: Fabelhafte Fotosammlung

Von Mathias Brunner

Der Nürburgring: Keine Rennstrecke war schwieriger, kein Sieg begehrter. Wer sich hier durchsetzte, gehörte zu den grossen Rennfahrern. Ein neues Buch offebart die ganze Faszination von Nord- und Südschleife.

Auf einen solchen Leckerbissen haben zahllose Fans des grossen Nürburgrings lange gewartet: Das neue «Nürburgring Album» aus dem Verlag McKlein zeigt den legendären Kurs in der Eifel, als die Besucher noch ganz nahe der Action beiwohnen konnten, von den Rennwagen höchstens durch eine Hecke getrennt.

Auf diese Weise entstanden bei den Rennfans Eindrücke und bei den Fotografen Motive, wie sie heute nicht mehr möglich sind. Viele Besucher sassen nicht ein Wochenende lang auf ihrem nummerierten Platz, sondern die Fans konnten nach Herzenslust um Nord- und Südschleife wandern. Sie wurden höchstens von mangelndem Schuhwerke oder schmerzenden Waden behindert.

Die Autoren Michael Behrndt, Jörg-Thomas Födisch und Nils Ruwisch haben aus Tausenden Fotos mehr als 350, bisher unveröffentlichte Bilder herausgesucht, mit viel Sachverstand und Herzblut. Sie führen uns gewissermassen an der Hand, um fotografisch die komplette Strecke abzugehen, von der Anfahrt und dem legendären Sporthotel Tribüne bei Start und Ziel durchs Fahrerlager, durch die Boxen und dann ab auf diese wunderbare Rennstrecke.

Start, Südkehre, Gegengerade, Nordkehre, und dann ein klingender Name nach dem anderen – Hatzenbach, Hocheichen, Quiddelbacher Höhe und Flugplatz, Schwedenkreuz, Aremberg, Fuchsröhre. Wir erleben zahlreiche Renngeräte an Schlüsselstellen, die erstmals alle detailliert gezeigt und beschrieben werden.

Adenauer Forst, Metzgesfeld, Kallenhard, Wehrseifen, weiter geht der wilde Ritt, Breidscheid Ex-Mühle, Bergwerk, Kesselchen Klostertal, ins unvergleichliche Karussell, hohe Acht, Wippermann, Brünnchen, Pflanzgarten, Schwalbenschwanz, Galgenkopf, Döttiger Höhe, Antonius-Buche, Tiergarten, Hohenrain und ab ins Ziel, jede Kurve war ein Abenteuer, jedes Ende einer Runde ist kurzem Aufatmen begleitet, denn Jackie Stewart hat den Ring nicht auf Jux und Tollerei die grüne Hölle genannt. Die 22,8 Kilometer lange Nordschleife und die oft übersehene 7,7 Kilometer lange Südschleife verlangten den Piloten alles ab.

Im Sommer wurden Fahrer und Fans von Bullenhitze geplagt, im Frühling war Schnee keine Seltenheit, Regen und Nebel gehören zu dieser Rennstrecke wie Mercedes zu Benz.

Was uns an diesem Buch ganz besonders gefällt: Die Autoren sind klug genug, auch ungewöhnliche Blickwinkel zu erlauben und sich nicht nur auf Piste und Autos zu konzentrieren. Immer wieder staunen wir über stimmungsvolle Porträts oder den gewaltigen Publikumsaufmarsch in majestätischer Landschaft, Zelt und Klappstuhl gehörten für viele Besucher so dazu wie für uns heute das Handy.

Das vom Nürburgring lizenzierte Werk ist auf die 1960er Jahre fokussiert, bevor der grosse Umbau begann. Die deutsche Rennlegende Hans Hermann, Werksfahrer von Mercedes, Abarth und Porsche, führt uns mit weisen Worten ans Thema heran.

Selbst Nürburgring-Kennern eröffnet das Nürburgring Album frische Blickwinkel. Die Leser werden diese einmalige Strecke so entdecken, wie sie noch nie in einem Buch gezeigt worden ist.

Zwischengas

 

Ein zehnjähriges Rennwochenende auf dem Nürburgring (Buchbesprechung)

Text: Paul Krüger

Historische Fotos faszinieren immer, ebenso wie historischer Motorsport. Kommen diese beiden Faszinosa dann in Buchform zusammen, kommt mir ziemlicher Sicherheit ein sehr interessanter Bildband dabei heraus. So auch im Falle des neuesten Schmökers aus dem McKlein-Verlag mit dem Titel "Nürburgring-Album 1960–1969 – Norschleife und Südschleife". Der Name des Buches oder besser gesagt die zeitliche Eingrenzung, die er enthält, lässt vermuten, dass demnächst noch weitere "Nürburgring-Alben" scheinen werden. Aber vorerst müssen wir uns mit den Sechzigerjahren begnügen – was sicher nicht das schlechteste Jahrzehnt für den Motorsport war.
Von der Anreise bis zur Zieldurchfahrt

Das grüne Album über die "Grüne Hölle" nimmt den Leser mit auf ein zehn Jahre dauerndes Rennwochenende: es beginnt bei der stauenden Anfahrt an die Strecke und dem anschliessenden Weg ins Hotel. Erst danach gelangt man durch das Fahrerlager auf die Strecke und an den Start des Rennens. Im weiteren Verlauf folgt das Redaktoren-Trio Jörg-Thomas Födisch, Michael Behrndt und Nils Ruwischa dann dem Verlauf der Nordschleife und widmet jedem Streckenabschnitt ein eigenes Kapitel.

Sobald man einen neuen Teil betritt (oder besser: befährt), wird kurz erläutert wie der Abschnitt zu seinem Namen kam. So erhielt etwa das "Schwedenkreuz" den seinem vom sogenannten steinernen "Schwedenkreuz", das dort im Wald neben der Piste stand und immer noch steht. Woher das wiederum seinen Namen hat, weiss aber niemand mehr.

Die Fotos sind überwiegend von hervorragender Qualität, sodass man häufig nicht nur die Namen der Sponsoren auf den Werbetafeln lesen kann, sondern auch die dazugehörigen Werbesprüche. Etwa zwei Drittel der Aufnahmen sind in Schwarz-Weiss, die übrigen rund 100 Bilder in Farbe. Neben den "grossen" Rennen für Formel 1, Sportwagen und Tourenwagen zeigen vor allem die Fotos der Südschleife auch kleinere Regional- und Markenpokalrennen.
Gelegentlich findet sich auch Kurioses wie eine Horde VW-T1-Pritschenwagen auf der Strecke, die als Begleitfahrzeuge dem Feld der Strassen-Radweltmeisterschaft 1966 hinterherfuhren, oder Aufnahmen von Touristenfahrten, die beweisen, dass man sich schon 1968 im Adenauer Forst gerne verschätzt hat. Aber auch die Rennwagenfelder haben neben Ferrari 250 GTO und Porsche Carrera GTS teils Ungewöhnliches zu bieten, was man nicht direkt mit dem Nürburgring assoziieren würde: etwa den Tatra 2-603 beim Marathon de la Route 1966 oder den Opel Kapitän P 2.6 beim 12-Stunden-Rennen 1964 – mit einem japanischen Fahrer.

Auf der Strecke so interessant wie daneben

Für den Altautofreund mindestens ebenso spannend sind die Grossaufnahmen, die neben einem Streckenteil vor allem die Zuschauerparkplätze zeigen. Auf diesen Wimmelbildern lässt sich wunderbar das deutsche Strassenbild jener Jahre analysieren. Wer findet zum Beispiel den Simca 1200 S auf Seite 77 oder den 1957er Oldsmobile auf Seite 214?

Innerhalb der einzelnen Streckenabschnitts-Kapitel sind die Fotos nicht chronologisch sortiert, was aber dank Nummerierung und Jahresangaben kein Ärgernis ist. Erfreulich: die Bildlegenden nennen nicht nur das Jahr, sondern auch die Veranstaltung und die auf der Strecke zu sehenden Autos samt Fahrerpaarung – selbst wenn die Rennwagen nur Beiwerk sind wie auf dem Schuss in Richtung Klostertal auf Seite 171, der die Zuschauermassen beim 1000-km-Rennen 1966 zeigt.

Besonders nützlich ist dies vor allem, wenn die Autos nicht zu erkennen sind. Etwa der kopfüber im Gaben liegende Jaguar E-Type von Maurice Caillet und André Wicky, der dem Fotografen beim 1000-km-Rennen 1965 nur noch drei Räder sowie den Unterboden zeigte.

Einziger kleiner Wermutstropfen ist, dass die ersten Fotos von Anfahrt und Hotel nicht mit Jahreszahlen versehen sind. Erst ab der Ankunft auf der Start-Ziel-Geraden sind die Bilder datiert. Obendrein ist es beim ersten Durchblättern ein wenig verwirrend, dass die Legenden nicht immer zu den Fotos auf derselben Doppelseite gehören (Bsp. S. 26/27 Nr. 01–03), wenn die rechte bereits ein neues Kapitel eröffnet.

Doch das vermag die Freude über die tollen historischen Aufnahmen nicht zu trüben. Manche würde man sich gar noch grösser wünschen, um auch das letzte Detail erkennen zu können. Doch auch so ist es möglich, die Lamellen in Jim Clarks Dunlop-Vorderreifen zu zählen, während er die Hinterreifen beim Start zum Grossen Preis von Deutschland schon durchdrehen lässt.
Fazit

Und genau davon lebt "Nürburgring-Album 1960–1969 – Norschleife und Südschleife": von lebendigen Momentaufnahmen einer glorreichen Motorsport-Epoche. Das Buch nennt keine Rennergebnisse und erzählt nicht ausschweifend die Geschichte der Rennstrecke, sondern lebt ausschliesslich von seinen und für seine tollen Bilder. Für Freunde historischer Motorsportfotografie bleibt zu wünschen, dass bald noch weitere Nürburgring-Alben erscheinen.

Auto Jury

Wiedersehen macht Freude: Das Nürburgring-Album erinnert an den legendären Eifel-Kurs in der Zeit vor den großen Umbauten. Als Besucher – nur durch Hecken vom Geschehen getrennt – die Fahrer und ihre Autos erleben und fotografieren konnten, als man nicht das ganze Wochenende auf nummerierten Sitzplätzen verbrachte, sondern die Strecke abwanderte und sich die besten Aussichtspunkte suchte.

Kommen Sie mit auf eine Ring-Runde und quer durch die aufregenden Sechziger. Einmalig stimmungsvolle Fotos zeigen den Ring, das bunte Treiben an der Strecke, an den Boxen und im Fahrerlager – und vielfältige Eindrücke von den Rennen. Von Streckenabschnitt zu Streckenabschnitt geht die große Bilderrunde, vom Start ins Eifelwaldidyll Hatzenbach zu den Abenteuern der Touristenfahrer im Adenauer Forst, zu fliegenden Formelrennern am Brünnchen und Zeltstädte passierenden Sportwagen am Schwalbenschwanz.

So war der Ring nur damals zu erleben, und so ist er noch nie im Buch gezeigt worden.

Asphalt Prosa

Eine Runde in Bildern: Neues Buch “Nürburgring Album” mit originellem Konzept

written by Biberle

Gute Nürburgring-Bücher kann man eigentlich nie genug haben. Erst recht dann, wenn sie einen wirklich originellen Ansatz verfolgen. Hier geht es um keine Rennserie oder irgendein unbedeutendes Jubiläum. Stattdessen nimmt “Nürburgringalbum” des Ring-erprobten Autoren-Trios Behrndt/Födisch/Ruwisch den Leser mit auf eine komplette Eifelrunde, Und zwar in die Zeit von 1960 bis zum großen Umbau 1970/71, als nur Hecken den Zuschauer von der Strecke trennten und sie das Renngeschehen sozusagen hautnah mitbekamen.

Beginnend mit dem Drumherum von der Anfahrt bis zum Fahrerlager, ist jedes Kapitel einem markanten Streckenabschnitt der Grünen Hölle gewidmet. Dazu gesellt sich noch ein kleines Kapitel über die Südschleife. Zahlreich der mehr als über 360 Fotos stammen auch aus dem Archiv des bekannten Nürburgring-Rennsport-Fotografen Kunibert Söntgerath. Söntgerath war in den 1950er bis in die 1980er Jahre bei den meisten Grands Prix und Sportwagen-WM-Läufen an der weltbekannte Rennstrecke. Seine Aufnahmen wurden mehrfach in Jahrbüchern, Nürburgring-Publikationen und in zahlreichen Motorsport-Magazinen abgedruckt.

Sein umfangreiches Archiv wird seit heute von Mit-Autor Michael Behrndt verwaltet.

Das “Nürburgring Album 1960 – 1969” erschien am 30. November bei McKlein Publishing zum Preis von 59 Euro.

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