Gilles Villeneuve verhinderte beim französischen Grand Prix 1979 im „Stade Automobile de Dijon-Prenois“ durch seinen heroischen Einsatz einen möglichen Renault-Doppelsieg. Der kanadische Ferrari-Pilot lieferte sich rundenlang ein Rad-an-Rad-Duell mit Renault-Fahrer René Arnoux.
Die Fans an der Strecke und Millionen von Fernsehzuschauern hatten noch nie zuvor einen solch harten Zweikampf in einem WM-Grand-Prix erlebt. Die beiden Formel-1-Heißsporne touchierten und rempelten, man driftete breitseits wie Rallye-Fahrer durch die Kurven und bezog den Sandstreifen am Streckenrand mit in die Ideallinie ein. Ein unvergessliches, atemberaubendes Spektakel, das nicht unwesentlich zur Entstehung des „Mythos Gilles Villeneuve“ beigetragen hat. „Es war ein Riesenspaß“, sagte Villeneuve später zum wohl packendsten Infight der gesamten Grand-Prix-Geschichte. Die Rennfahrer-Kollegen von Villeneuve und Arnoux übten allerdings nach dem Formel-1-Lauf, als sie sich das Finale nochmals als Videoaufzeichnung ansahen, heftige Kritik. Niki Lauda, der mit seinem Brabham BT 48/4 als Trainingssechster gestartet war, meinte beispielsweise: „So wie Villeneuve darf man mit einem Formel-1-Wagen nicht fahren.“
Und in der Tat: Es war ein Wunder, dass sich Villeneuve und Arnoux nicht mit den Rädern verhakt hatten. Auch Williams-Pilot Alan Jones gab zu bedenken: „Natürlich hat man sie wie Helden gefeiert, aber wehe, es wäre etwas passiert, dann hätte man Villeneuve und Arnoux als Narren abgekanzelt.“ Sogar Nelson Piquet, der mit seinem Brabham BT 48 in der zweiten Startreihe stand, bekannte: „Zu solchen Manövern fehlt mir die Courage.“
Jean-Pierre Jabouille, der Gewinner dieses Großen Preises, hinkte am Ende gezeichnet zum Siegerpodest. Sein rechtes Bein schmerzte bis hinauf in die Hüfte. „Der Kraftaufwand für das Bremspedal wurde immer größer“, erklärte er den Reportern. In der 46. Runde hatte Jabouille die Weichen für seinen ersten Grand-Prix-Sieg gestellt. Mit dem 520 PS starken Turbo-Sechszylinder, der mit 1,6 bar Ladedruck lief, hatte er am Ende der Start- und Zielgeraden den Villeneuve-Ferrari dank seiner überlegenen Höchstgeschwindigkeit ausgebremst.
Bei Renault flossen Freudentränen: Jabouille Erster, Arnoux auf dem dritten Platz. Bei Brabham herrschte wieder einmal Grabesstille: Lauda war unter dem Druck von Laffite, auf Rang neun liegend, in den Sand gerutscht. Auch Piquet war von der Strecke abgekommen. Andrettis Lotus 80 hatte auf der Strecke Zerfallserscheinungen gezeigt. Jody Scheckter auf dem zweiten Ferrari hatte einen Reifenwechsel und wurde am Ende nur Siebter. Keke Rosberg, als Ersatz für James Hunt im Racing Team von Walter Wolf verpflichtet, wurde Neunter.
In der Gesamtwertung der Fahrerweltmeisterschaft 1979 half das prestigeträchtige Ergebnis im Großen Preis von Frankreich den beiden Renault-Piloten allerdings wenig: Jabouille kam mit neun Punkten auf den 13. Rang, Arnoux landete im Endklassement mit 17 Punkten auf dem achten Platz. Den Titel holte sich schließlich Jody Scheckter (51 Punkte) vor Gilles Villeneuve (47 Punkte).