Jason Stuart Wright, „Gentleman-Driver“, Graf Trips-Fan und Förderer der Trips’schen Sportstiftung, hatte die Vorstandsmitglieder Jürgen Schneider, Jörg-Thomas Födisch und den ehrenamtlichen Mitarbeiter, Rainer Roßbach, zum Historic Grand Prix nach Zandvoort eingeladen. Auf der legendären Grand Prix-Strecke im niederländischen Nordseebad wurde vom 21. bis 23. Juni das landesweit größte historische Rennsport-Event veranstaltet, das 2012 seine Premiere feierte.
Die Vorstandsmitglieder der Trips’schen Sportstiftung Jörg-Thomas Födisch und Jürgen Schneider.Wright sorgte auch in diesem Jahr für Schlagzeilen: Der bekannte und erfolgreiche Rennfahrer wurde besonders gewürdigt, denn auf dem Veranstaltungsplakat, dem Rennprogramm und großflächigen Werbebannern war sein Porträt abgebildet. Für Wright eine weitere Anerkennung seiner außergewöhnlichen Laufbahn im historischen Motorsport: seit Jahren gehört er zu den Spitzen-Piloten, die in der Historic mit einem ATS Formel 1 starten und bei den Supersports einen Lola T70 sowie einen Ford GT40 fahren. Im Winterhalbjahr bestreitet er mit einem Lancia Stratos zahlreiche Rallyes.
Wright hatte bereits 2019 in Zandvoort für Furore gesorgt, als er seine Ferrari 156er Sharknose-Recreationen präsentierte. Vor zwei Jahren machte er beim Historic mit dem originalen Nachbau des Ferrari 246SP, des Trips-Gendebien-Siegerwagens der Targa Florio 1961, erneut Schlagzeilen. Der Wagen zählt inzwischen nicht mehr als „reine“ Replika sondern als Recreation, da kürzlich ein originales Triebwerk eingebaut wurde.
Wright sprach über seinen dicht gedrängten Terminkalender 2024: „Im Februar fuhr ich den Stratos bei der historische Rallye Monte Carlo und im April bei der Rallye Valpantena in Venetien. Dann bin ich mit dem Ford GT40 bei der Pomeroy Trophy in Silverstone gewesen, den ich auch in Spa fahre. Meinen Alfa TZ fuhr ich in Dijon, der Lola T70 kommt in Spa und in Zandvoort zum Einsatz. Der Ferrari 458 GT3 ist für Paul Ricard, Brands Hatch, Zandvoort und Spa vorgesehen.
Jason Stuart Wright auf dem Plakat des Historic Grand Prix Zandvoort 2024.Beim FOS im Juli in Goodwood starte ich mit dem Lola T70, dem Ferrari 430 GT2, der Sharknose und dem ATS F1. Für den OGP auf dem Nürburgring und das Revival in Goodwood ist der Ferrari 246SP gemeldet. Meinen Patrese-Shadow, den ich jahrelang in der Historic F1 fuhr, habe ich übrigens nach San Marino verkauft.“
Zu Wrights besten Freunden gehört der legendäre italienische Grand Prix- und Sportwagen-Pilot Arturo Merzario – der Mann, der auch mit 81 Jahren noch bei Demo-Veranstaltungen und Rennen startet. Merzario war auch in Zandvoort dabei und fuhr den Ferrari 246SP.
Jörg-Thomas Födisch, Arturo Merzario und Jason Wrights Ferrari 246SP.Merzario begann mit Berg- und Sportwagenrennen. Von 1972 bis 1979 startete er in der Formel 1. Neben verschiedenen Einsätzen für Ferrari pilotierte er auch einen March. Unvergessen bleibt Merzario für seinen heroischen Einsatz beim Großen Preis von Deutschland 1976 auf dem Nürburgring, als Niki Lauda seinen spektakulären Unfall hatte. Merzario zog den schwerverletzten Lauda zusammen mit Brett Lunger, Guy Edwards, Harald Ertl und einem Streckenposten aus dem brennenden Ferrari.
1977 gründete Merzario einen eigenen Formel-1-Rennstall. Von 1980 bis 1984 trat der Italiener mit seinem eigenen Team in der Formel 2-Europameisterschaft an und setzte vorwiegend selbst konstruierte Autos ein. Daneben wurden aber auch wiederholt Kundenfahrzeuge von March Engineering gemeldet. 2008 nahm Merzario auf dem Nürburgring an VLN-Rennen teil.
Seit Jahren startet Merzario bei historischen Events, meist in den Ferrari 156 „Sharknose“ und dem Rennsportwagen vom Typ 246 SP im Team seines Freundes Jason Stuart Wright.
Auch Nick Taylor, bekannt als Pilot des früheren Graf Trips Lotus 18 F1, der auch vom Schweizer Michael May Anfang der 60er-Jahre für die Scuderia Colonia in der Formel 1-Weltmeisterschaft eingesetzt wurde, hatte in Zandvoort gemeldet. Taylor: „Nach dem nassen Freitagstraining stand ich auf P12 in der Startaufstellung. Leider schied ich im 1. Lauf mit einer gebrochenen Längslenkerbuchse aus. Wir haben sie zwar repariert, ich musste aber in Rennen 2 vom letzten Startplatz aus starten. Mehr als der 14. Rang im Endklassement von 38 Wagen war dann nicht mehr möglich.“
Jörg-Thomas Födisch, Nick Taylor und sein Lotus 18 von 1961, der von Graf Trips verschiedentlich gefahren wurde.Der Historic Grand Prix in Zandvoort 2024: in Muss für alle Motorsportfans, Fahrer und begeisterte Oldtimer-Liebhaber. Er bietet u.a. klassische F1, F2- und F3-Autos aus den 60er- und 70er-Jahren bis hin zu GT-Autos aus der jüngeren Vergangenheit.
Zur Zandvoort-Historie
Am 3. Juni 1939 wurde zum ersten Mal in der niederländischen Geschichte ein internationaler Wettbewerb für Rennwagen veranstaltet. Die Strecke führte durch die Straßen des Nordseebades Zandvoort. Die Veranstaltung zog Tausende von Besuchern an. Dieses Ereignis war der Grund dafür, dass der damalige Bürgermeister, Henri van Alphen, vorschlug, eine permanente Rennstrecke bauen zu lassen. Die Dünen im Norden von Zandvoort waren dafür der geeigneter Standort. Die Fertigstellung der Rennstrecke dauerte wegen des Beginns des Zweiten Weltkriegs länger als erwartet. Bürgermeister van Alphen gelang es jedoch, die Besatzer vom Nutzen des Dünenkurses, u.a. als Aufmarschstraße und Paradestraße, zu überzeugen.
Boxenszene: BMW M3 und die aufgebockte Cockpitverkleidung eines McLaren MP4-1B-Formel 1 aus dem Jahr 1982.Nach Kriegsende beschloss die Gemeinde, 1946 mit dem eigentlichen Bau der Rennstrecke zu beginnen. Am 7. August 1948 fand das erste Rennen auf der neuen, permanenten Rennstrecke statt. Das Rennen zählte zwar zu keiner Meisterschaft, zog aber mehrere Formel 1-Fahrer nach Zandvoort an. Sieger wurde Prinz Bira von Siam. Ein Jahr später hieß das Rennen „Grote Prijs van Zandvoort“, Ferrari gewann mit Luigi Villoresi. Ab 1952 zählte der Grand Prix zur offiziellen Formel 1-Weltmeisterschaft.
Die 60er-Jahre Jahre waren die Zeit der berühmten Fahrer Graham Hill, Jim Clark und Jackie Stewart. Auch Wolfgang von Trips und Jack Brabham triumphierten auf dem weltbekannten Dünenkurs.
In den siebziger Jahren erlebte die Rennstrecke eine enttäuschende Zeit. 1970 wurde der Grand durch den tödlichen Unfall von Piers Courage (De Tomaso) überschattet, der im Streckenabschnitt nahe des Osttunnels verunglückte. 1971 gewann Jacky Ickx auf Ferrari vor Pedro Rodriguez (B.R.M.). Ein Jahr später entsprachen die Sicherheitsvorkehrungen des GP-Kurses nicht mehr dem geforderten Sicherheitsstandard in der F1 und der GP in Zandvoort fiel aus. 1973 wurde die Strecke modifiziert und um eine zusätzliche Kurve erweitert, die „Panoramabocht“. Der „Grote Prijs van Nederland“ am 29. Juli stand allerdings wieder unter einem ungünstigen Stern, denn in der 8. Runde kam Roger Williamson in seinem March 731 von der Strecke ab. Sein Auto fing sofort Feuer, Löschmittel und professionelles Sicherheitspersonal war nicht vorhanden, Williamson kam zu Tode. Das Rennen wurde von Jacky Stewart gewonnen, ein Jahr holte sich Niki Lauda den Holland-GP. Spätere Sieger hießen James Hunt, erneut Lauda, Mario Andretti und Alan Jones.
Nelson Piquet gewann das Rennen im Jahr 1980. In den folgenden Jahren gingen die Siege an Alain Prost (zweimal), Didier Pironi und René Arnoux. Der letzte Große Preis der Formel 1 in den Niederlanden wurde am 25. August 1985 ausgetragen. Am Start waren 26 Formel 1-Autos, Niki Lauda gewann vor Ayrton Senna und Nelson Piquet. 1988 wurde durch den Bau eines neuen Bungalowparks und diverser wirtschaftlicher Probleme beschlossen, den Dünenkurs zu einer Interimsstrecke zu verkürzen. Dadurch war der niederländische Motorsport möglich, später wurde er auch wieder international: Die Formel 3-Fahrer kamen nach Zandvoort – die Marlboro Masters waren geboren. Viele Masters-Sieger sind später in die Formel 1 aufgestiegen: u.a. David Coulthard, Pedro Lamy, Enrique Bernoldi, Jos Verstappen, Takumo Sato, Christian Klien und Lewis Hamilton.
2001 trat die DTM in Zandvoort an – ein weiterer große Zuschauermagnet. Die Sieger hießen Uwe Alzen, Laurent Aiello, Christijan Albers, Matthias Ekström, Tom Kristensen und Martin Tomczyk.
2006 stand der A1GP World Cup of Motorsport auf dem Programm. Mit mehr als 120.000 Besuchern war es eine der erfolgreichsten Motorsportveranstaltungen in den Niederlanden.
2007: Die FIA-Tourenwagen-Weltmeisterschaft startete in Zandvoort.
2008: 60-jähriges Bestehen der Rennstrecke.
2012 fand die erste Ausgabe des Historischen Grand Prix Zandvoort statt.
Inzwischen hatte die unvergleichliche Gastfreundschaft und die einzigartige Atmosphäre des Nordseebades Zandvoort wieder mit dazu geführt, dass die bekannte Strecke für die internationalen Rennserien zugelassen wurde. Es dauerte nicht lange, bis das ADAC GT Masters, die FIA GT3 Europameisterschaft, die FIA Formel-3-Europameisterschaft und die Blancpain Sprint Series zurück auf den berühmten Dünenkurs kamen.
Zandvoort sorgte auch in der Zeit danach für internationale Aufmerksamkeit, unter anderem mit populären Großveranstaltungen wie den „Jumbo Racing Days, driven by Max Verstappen“ in den Jahren 2017, 2018 und 2019. Mehr als 100.000 Rennsportfans erlebten ein internationales Rennprogramm, darunter den FIA WTCR World Cup und spektakuläre Demonstrationen von Max Verstappen. Diese erfolgreichen Events sorgten dafür, dass dem Circuit Zandvoort immer größere Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Gespräche mit dem Formel 1-Management folgten. Am 14. Mai 2019 stand der Termin für den Formel 1 Heineken Dutch Grand Prix 2020 fest.
Ferrari 458 GT3Die gute Nachricht war aber auch mit einer harten Winter-Arbeitsperiode verbunden. Schließlich musste der Circuit Zandvoort innerhalb von nur vier Monaten an mehreren Stellen umgebaut werden, um für die Formel 1 und die erforderliche Grade-1-Streckenlizenz optimal gerüstet zu sein. Im Rahmen der Baumaßnahmen integrierte man anspruchsvolle Steilkurven. Dadurch erhielt der Kurs weitere Überholmöglichkeiten, während die einzigartige Streckencharakteristik beibehalten konnte. In der relativ kurzen Zeit gelang es allen Beteiligten, die Renovierung der Strecke abzuschließen. Die legendäre Runde, die erste offizielle Eröffnungsrunde mit einem F1-Auto, die Max Verstappen am 4. März 2020 fuhr, war das i-Tüpfelchen auf dem äußerst ambitionierten Vorhaben. 2020 verhinderte der Covid-19-Virus die Austragung des Formel 1-Grand-Prix der Niederlande. Im September 2021 kehrte der Heineken Grand Prix der Formel 1 nach Zandvoort zurück. Hunderttausende Besucher reisten am Wochenende vom 3. bis 5. September zum WM-Lauf an. Weltweit verfolgten Millionen von Fans das Ereignis im Fernsehen oder online. Der ultimative Höhepunkt: Max Verstappen schrieb an diesem Tag Renn-Geschichte, denn als erster Niederländer gewann er seinen Heimat-Grand Prix.
JTF/RR/JS/historiczandvoorttrophy.nl/Fotos: Rainer Roßbach (24), Jürgen Schneider (2), dronepicr (1)